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Montag, 11. April 2011

Kartoffelchips - Made in Jordan

Und schon gab es wieder einen Ausflug. Am 2.4.11 ging es zusammen mit dem DC Amman (Deutscher Club Amman - Ansammlung unterschiedlicher deutscher Menschen in Amman und Umgebung, treffen sich immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen zu verschiedensten Unternehmungen) zu einer Chips-Fabrik. Die Firma Halawani Ind. Co. mit Hauptsitz und Produktion in Sahab/Jordanien ist, so wie ich das verstanden hab, der größte und/oder einzige Kartoffelchips-Hersteller im Nahen Osten. Und ich hatte das Vergnügen mir das muntere Treiben in den Hallen anzugucken...

Die Firma ist ein familiengeführtes Unternehmen (daher der Name Halawani, so heißt Familie) mit 550 Mitarbeiter, darunter 75 Frauen. Gearbeitet wird in zwei Schichten: tagsüber jordanische Frauen und Männer, die Nachtschicht wird von Ägyptern übernommen. Die Produkte der Firma erstrecken sich über Chips aus frischen Kartoffeln mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Dinge aus Kartoffelmehl in verschiedensten Formen und Geschmäckern sowie Popcorn (fragt mich nicht wie das dazu passt, aber sie stellen es her...).
Die Mitarbeiter waren mega freundlich zu uns und wir wurden herzlich empfangen. Zunächst musste jeder einen Einmal-Kittel anziehen und eine schicke Haube über den Kopf ziehen, um die hygienischen Gegenheiten während der Besichtigung zu wahren. Dann ging es los. Kinder und Erwachsene wurde getrennt, da bei den Erwachsenen mehr erklärt wurde und bei den Kindern mehr zu probieren war (also mehr oder weniger nach Interessen getrennt...wobei auch wir Erwachsene gerne probiert haben :) ). Wir gingen zunächst in die Produktionsstraße, wo die Produkte aus Kartoffelmehl hergestellt werden. Danach trafen wir uns wieder mit den Kindern im Besucherraum. Dort gab es dann ein umfangreiches Mittagessen mit allem was man so braucht...Salat, Fleisch, Kartoffeln, Reis, Soße, Ketchup und diverse Getränke. Auch für Nachtisch wurde gesorgt. Nachdem wir alle extremst gesättigt waren ging es zur nächsten Besichtigungsrunde. Dort sahen wir wie eine Kartoffel im wahrsten Sinne des Wortes zu Chips verhakstückt wird. Vom Schälen, übers Schneiden, Trocknen, Würzen bis hin zum Verpacken und  Verladen. Alles haben wir gesehen :) war echt interessant das mal zu sehen. Hab ja schon so einige Produktionen gesehen, aber noch nie eine für Kartoffelchips...dafür muss ich bis nach Jordanien reisen...
Am Ende bekam jeder noch was geschenkt. Für die Kinder gabs diverses Spielzeug (Riesenbaukran, Flugzeuge, Autos, Figuren, Puppen) und für die Erwachsenen ein hübsch eingepacktes Paket. Als ich zu Hause war hab ich das natürlich direkt aufgemacht und war sehr erstaunt über den Inhalt: eine schicke, weinrote Samtkiste gefüllt mit diversen Pflegeprodukte vom Toten Meer (Herbal Scrubbing Salt, protective day cream, mineral tonning gel, facial mud mask (!!), pure green olive oil soap), Speisesalz vom Toten Meer und ein Kalender. Diese "Dead Sea"-Produkte sind normalerweise sehr sehr teuer hab ich mir sagen lassen...und wir bekamen sie einfach so geschenkt. Selbstverständlich bekamen wir auch Chips mit nach Hause. So viel wie man wollte...aber es musste jeder mindestens eine Kiste (!!) mitnehmen...also eine Kiste bedeutet, ein Karton mit 60 kleinen Tüten Paprika-Chips...ich hab jetzt also erstmal mehr als genug Chips zu Hause...kann nix mehr schief gehen ;) aber ich muss sagen, die Chips schmecken echt gut. Natürlich nicht zu vergleichen mit meiner Lieblingssorte (lass ich jetzt mal lieber ohne Name, ich muss ja nicht noch mehr Schleichwerbung machen - bekomm ja schließlich kein Geld dafür...), aber man kann sie echt gut essen. Bin begeistert :)
Bevor wir die Rückreise antraten fragte ich das Organisationsteam wer von mir jetzt Geld für den Ausflug bekäm. Zu meinen großen Erstaunen teilte man mir mit, dass es absolut kostenfrei gewesen sei. Kaum zu glauben, Mittagessen, Getränke, Chips, Geschenke - alles umsonst! Keinen Cent, Euro, Fils, Piastre, JD wollten sie von mir haben...auch nicht dafür, dass sie mich mit genommen haben...ich war den ganzen Tag bestens verpflegt und informiert, hab Chips für die nächsten 6 Monate zu Hause und kann mich mit Produkte vom Toten Meer verjüngen (nicht, dass ich das nötig hätte) ohne auch nur irgendwas bezahlt zu haben. Ich bin beeindruckt. Arabische Gastfreundschaft ist echt umwerfend. Die Leute von Halawani haben sich riesig gefreut, dass knapp 35 Deutsche (darunter auch ein paar Belgier und Schweizer, wenn mans genau nimmt) sich für ihre Firma interessieren. Und das war Anlass genug für sie uns so zu verwöhnen :) (ihr dürft jetzt alle neidisch sein ;) ).

Am Ende des Tages kam ich zu dem Schluss, dass ich die Firma zwar aus Arbeitssicherheitsgründen schließen würde (abgesehen davon, dass man mal durchwischen könnte), die Produktion sehr viel Kosten einsparen würde mit kleinen geeigneten Optimierungsmaßnahmen (die innerhalb von einer Woche umsetzbar wären ohne große Investitionen), aber die Chips trotzdem sehr genießbar sind und ich allein schon weil die Leute uns so lieb aufgenommen haben in meiner Zeit in Jordanien nur noch "My Chips" von Halawani kaufen werde (vorausgesetzt mein Vorrat sollte irgendwann zur Neige gehen...).

Fotografieren war in der Produktion auch erlaubt. Also dürft ihr auch mal einen kleinen Blick reinwerfen:
Wecome to Halawani!

Der Haupteingang zu Halawani Ind. Co.

 Um Zwischenprodukte von A nach B zu transportieren wird alles in diese hübschen Plastiksäcke verpackt...

also in der einen Halle werden die Rohteile in die Tüten gesteckt, um sie in der Halle nebenan dann wieder auszupacken und zu fertigen Kartoffelmehlprodukten zu fritieren (wer die Pombären von Wolf kennt, weiß was Kartoffelmehrprodukte sind....)

Hier sieht man mal so n Mischer mit Extruder, wo die Kartoffelmehlrohprodukte hergestellt werden (drumherum ein paar Leute aus unserer Besichtigungsgruppe mit schickem Einmal-Kittel und Haube)

An machen Stellen verstopft es immer mal wieder...aber dafür gibt es dann hygienisch gereinigte Holzbesenstile, mit denen man dann rumstochern kann bis es wieder läuft...und damit kein Dreck reinfällt wird schön mit Pappe und Frischhaltefolie alles abgedeckt.

Hier fallen jetzt die geschälten, gewaschenen und geschnittenen Kartoffelnscheiben aus dem Trockner und laufen weiter....
 
...zur Würztrommel. Von da aus geht es dann weiter...

...nach Zwischentransport in einer blauen Tonne (Weg von rechts nach links etwa 5m - Chips in blaue Tonne, Tonne rüber fahren, Inhalt in diesen Trichter entleeren) zur Portionierung und dann....

 ...weiter zur Verpackung in die Chipstüten. Die Chipstüten werden dann von Mitarbeitern in die Kisten gesetzt und diese Kisten dann in LKWs verladen. Das wars. Chips fertig.

An manchen Stellen versucht man doch wenigstens etwas auf die Arbeitssicherheit zu achten. So zum Beispiel an der Schneidemaschine, wo die ganze Kartoffel in Scheiben geschnitten wird. Statt einen Deckel drauf zu machen wird der Arbeiter angemessen darauf hingewiesen, dass er seine Finger verliert, wenn er in die Maschine reingreift....Sollte er diesen Hinweis beachten bleibt ihm aber immer noch die Möglichkeit sich das Genick zu brechen, wenn er die Maschine verlässt: es führt eine blecherne Treppe mit 7 Stufen hoch zu dieser fotografierten Stelle. Die Treppe verfügt über kein Geländer, schwimmt dafür aber in Speise-Öl und ist somit nur unwesentlich rutschig...also kein Grund sich Sorgen zu machen...Hauptsache die Finger bleiben dran...

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