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Freitag, 1. Juli 2011

Wadi Rum

Mal wieder ein Wochenendausflug. Und diesmal sogar mit auswärtiger Übernachtung. Vom 3.-4.6.2011 gings ins Wadi Rum. Ein Erlebnis, dass man unbedingt gemacht haben muss, wenn man in Jordanien ist. Da geht kein Weg dran vorbei!!

Wissenswertes: Das Wadi Rum ist eines der östlich von Aqaba gelegenen trockenen Flusstäler, dessen Name auf den Jabal (arab. Berg) Rum (ca. 1754m hoch) zurückzuführen ist, welcher auch aufgrund seiner Sandsteinformationen für die rötliche Färbung des Tals verantwortlich ist. Es ist wohl eines der beeindruckensten trockenen Flusstäler der Welt. Entstanden ist es vor etwa 30 Millionen Jahren durch eine "tektonische Katastrophe". Durch extreme, klimatisch bedingte Erosionen entstand dort im Laufe der Zeit ein zerklüftetes Granit- und Sandsteingebilde, das von gelb über orange bis hin zu rosenrot alle Farben liefert. Auch eine sogenannte "weiße Wüste" gehört zum Gebiet des Wadi Rum. Das Gebiet des Wadi war eines der ersten Siedlungsgebiete in Jordanien, was durch Funde , die ins 9. Jahrhundert v.Chr. datiert wurden, belegt wird. Die Inschriften und Zeichnungen, die in diversen Felswänden zu sehen sind, werden allerdings erst auf die Zeit kurz vor bzw. kurz nach Christus datiert. Noch heute leben auf dem insgesamt ca. 1600km² großen Gebiet (davon ca. 720km² geschütztes Naturschutzgebiet) noch über 1000 Beduinen, die teilweise ihren Lebensunterhalt durch die Touristen finanzieren, aber auch noch zum großen Teil ihrer traditionellen Lebensweise folgen. Daher sollte darauf geachtet werden, dass man die Traditionen, Kulturen und den Lebensraum der Beduinen respektiert, wenn man das Wadi Rum besucht (sprich angemessene Kleidung (!!), Müll nicht rumliegen lassen, Wasserquellen nicht veschmutzen, etc.).
Das Wadi Rum diente auch einigen Filmen, u.a. "Lawrence of Arabia", "Red Planet" (Wadi Rum diente zur Darstellung der Oberfläche des Mars), "Transformers - Revenge of the fallen" (stellte Ägypten dar...).
Das Naturschutzgebiet ist für Touristen zugänglich gemacht, allerdings ist das Betreten nur durch entsprechenden Führer, sprich Beduinen, gestattet. Der Eintritt in das Naturschutzgebiet kostet 5JD (=5€), für Inhaber einer Residence ID (z.B. Leute wie ich und natürlich Einheimische) kostet es nur 2JD (=2€). Es gibt verschiedene Touren im Angebot, von Eintagestouren bis hin zu Ein- oder Zweiwochentouren, die dann tief ins Wadi hineinführen. Außerdem gibt es unterschiedliche Angebote der Fortbewegungsmöglichkeiten (Jeep, Pferd, Kamel, Heißluftballon) und auch Klettertouren werden angeboten.

Von meiner Seite aus war die Aktion etwas kurzfristig geplant, aber wenn sich Gelegenheiten ergeben muss man zugreifen! Mein Mentor Jürgen hatte Besuch von zwei Mädels aus Deutschland und die planten mit Jürgens Frau ins Wadi Rum zu fahren. Ich hörte davon, erinnerte mich an die drei Buchstaben meiner Mutter (wurden mir wohl mit der Muttermilch von ihr eingeflösst) "M-I-T" und schon war ich an Bord. Mit dem Taxi ging es Freitags morgens runter in den Süden (ca. 250km von Amman aus den Desert-Highway in den Süden - richtig schöne Strecke durchs Nirgendwo) ins Wadi Rum. Dort wurden wir von Ahmed, einem Beduinen, am Haupteingang des Naturparks abgeholt, tranken bei ihm zu Hause, in einem Haus in Rum Village, einen Tee und brachen dann mit dem Jeep auf. Unser Chaffeur und Führer war Ahmeds kleiner Bruder Eed (oder wie auch immer man das wohl schreiben mag). Sie betreiben quasi ein Familienunternehmen "Bedouin Adventures" für Touristen, indem sie nach Anmeldung die Leutchen durch die Wüste kutschieren und ihnen die schönsten Stellen zeigen. Die Jungs sind absolut empfehlenswert! Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt absolut. Man bekommt Mittagessen, Abendessen, Übernachtung im Camp mitten in der Wüste, Frühstück, Tee und Wasser für die gesamte Zeit, dazu eine Jeep-Tour und je nach Wunsch besorgen sie einem auch einen Kamelführer oder Pferdeführer oder was man sonst noch so für Vorstellungen hat.

Also Freitags war Jeep-Tour angesagt. Eed fuhr mit uns durch die wunderschöne Landschaft, er vorne drin und wir hinten drauf auf der Ladefläche des Pick-ups, hübsch unter einem Sonnendeck auf gepolsterten Sitzen. Aufgrund des Naturschutzes darf man nur noch die vorgegebenen Wege fahren. Es gibt nämlich noch so ein bissl gebüschähnliches grünes Gestrüpp, dass nicht zerstört werden darf. Aufgrund dessen darf man auch nicht mehr selbst dort fahren, sondern darf nur noch mit einem Führer rein. 
Den genaueren weiteren Verlauf der Tour gibt es in Bildern (eine kleine Auswahl meiner über 200 Bilder) und Erläuterungen nun hier zu sehen. Ich weiß, ihr werdet alle in Anbetracht der Bilder wohl neidisch werden und überlegen aus Protest einfach nicht weiter zu gucken...aber haltet bis zum Ende durch - es lohnt sich. Sind wirklich schöne Bilder dabei, auch wenn es in Natura natürlich noch viel beeindruckender ist!

 Der Parkplatz des "Wadi Rum Nature Reserve" - so gut wie keine Autos was bedeutet: keine Touristen da...

 ...dies ist auch im "Tourist Centre" zu sehen, denn was nicht zu sehen ist: Touristen. Obwohl der Juni mit zur Hauptsaison gehört sind keine Menschen hier. Dies liegt an den unruhigen Zuständen in den Grenzländern Jordaniens. Nicht gerade gut für die Leute hier, die von den Touris leben. Nur leider bringt die Presse nichts darüber, dass in Jordanien alles ruhig ist und so hat jeder Angst hier her zu kommen (schade...). Und dann fehlen auch diese ganzen Rundreise-Gruppen, da die Rundreisen meistens kombiniert mit Libanon/Syrien angeboten werden und Syrien ja aus bekannten Gründen flach fällt...aber genug zur desaströsen Touristenlage...

In diese Richtung ging es dann los nach Rum Village...(dabei sieht es so aus als würde da überhaupt nichts mehr kommen außer viel nichts...)


 ...von wo aus es dann weiter in den Naturpark ging....

Wir hielten unterwegs auch immer mal wieder an, um bspw. zum "Lawrence Spring" hochzuklettern (bei dem grünen Busch da oben, benannt nach Lawrence von Arabien)...


...von wo aus man einen wunderschönen Ausblick hatte....




Wir fuhren durch die Landschaft....



...lasen uralte Felsinschriften der Beduinen....


....liefen in Felsspalten rein...


...fuhren durch die Landschaft....


...machten in der Mittagshitze eine Pause (mit lecker Essen und Tee) im Schatten (Eed baute uns eine kleine gemütliche Picknick-Möglichkeit zurecht, überreichte uns ein reichhaltiges Lunchpaket und kochte uns Tee)...


...fuhren mit voll gefressenem Bauch weiter durch die Landschaft....


...fuhren "Sandboard"...


...sahen wildlebende Kamelherden...




...blieben in einer Sanddüne stecken (Eed versuchte uns freizugraben. Auf unsere erste Nachfrage, ob wir nicht mal anschieben sollten reagierte er ablehnend. Er wäre schließlich unser Führer, wäre verantwortlich für uns und müsse auf uns aufpassen. Nachdem er dann aber 15 Minuten im Sand gebuddelt hatte, mit Gestrüpp versucht hatte Grip unter dem Hinterrad zu bekommen nahm er dann allerdings unsere erneute Nachfrage nach dem Anschieben an. Vier deutsche Frauen vereint, ein kräftiges Hauruck, etwas Gas von Eed mit dem Jeep und Schwups war der Jeep aus der Düne raus. Deutsche Frauen-Power ist einfach unschlagbar!)...


...fuhren nach diesem kleinen Zwischenfall weiter durch die Landschaft....


...machten lustige Fotos mit den Sonnenbrillen....


...sahen Pilze...


...liefen durch einen Canyon...


...und kamen schließlich an einer Steinbrücke an...


...die es natürlich zu erobern galt.



Dann war es auch schon Zeit für den Sonnenuntergang....unser kleiner Beduine chauffierte uns zu einem schönen Plätzchen, wo man gemütlich in den Felsen sitzend das Untergehen der Sonne genießen konnte....





 
 Und dann ging es ins Camp. Dort angekommen bekamen wir unseren Schlafplatz gezeigt...

 Das Camp. Ein paar kleine Zelte zum Übernachten, sanitäre Anlagen mit Klo, Waschbecken und Dusche, eine kleine Feuerstelle zum gemütlich drum herum sitzen und Bänke und Tische wo man essen kann...

 und so residiert man...in einem der kleinen Zelte in Betten mit dicker warmer Wolldecke.

 ...und dann wurde original beduinisches Essen zubereitet. Das heißt es wird unter der Erde, also im Sand verbuddelt, auf Holzkohle "gekocht". Hühnchenfleisch, Gemüse und Kartoffeln auf einer Stellage angerichtet, diese dann in einen speziellen bereits im Boden eingelassenen Behälter mit Holzkohle eingelassen, Deckel drauf, Sand drüber und dann eine Zeit lang (keine Ahnung wie lange...) da drin lassen. Beim Ausbuddeln hab ich dann mal zugeguckt....




Lecker war's!! Verdammt lecker!! Serviert wurde es dann mit einem Joghurt-Dip und Brot. Salat gabs auch noch dazu.

Nach einer erholsamen entspannten Nacht in absoluter Stille (ich muss zugeben, am Anfang haben mir doch etwas die Ohren gedröhnt vor lauter Nichts-Hören, ohne Witz...., aber irgendwann hat man sich dran gewöhnt und kann komplett entspannen und genießen!) ging es am nächsten Morgen durch ein super leckeres Frühstück gestärkt auf den Rückweg. Die Allgemeinheit von euch Lesern weiß denke ich, dass ich es eigentlich garnicht so mit dem Reiten (jeglicher Art) habe....aber....

...so ein Wüstenschiff muss dennoch mal reitender Weise erkundet werden...und es war wirklich mal was ganz was schönes...angenehmes Schaukeln, sanftes Gleiten durch den Wüstensand...und diese Stille dabei. Unglaublich!! Einfach nur toll. Man hört nichts außer die behutsamen knirschenden Schritte des Kamels durch den Sand. Sonst einfach nur nichts. Nur nichts. Nichts als nichts. Ich kann mich nicht dran erinnern mal solch eine Stille erfahren zu haben, abgesehen von der unheimlichen Stille in der vorangegangenen Nacht....
So ritten wir dann etwa zwei Stunden durch die Wüste....



...bis wir schließlich wieder Rum Village vor uns sahen.


Von dort aus traten wir dann die Heimreise nach Amman an. Mit dem Taxi runter nach Aqaba, dort einmal die Promenade hoch- und runtergeschlendert (mehr ist da nicht los) und dann mit dem Jett-Bus in einer vierstündigen Fahrt zurück nach Amman.

Hier mal noch der taffe Mädels-Clan. So konnte man uns in der Wüste aufspüren:

Von links: Christine, Dagmar, Heike, meine Kleinartigkeit

"Breeeeeeeeeeennend heißer Wüstensand.....'so schön - schön war die Zeit'...feeeeeeeeern so fern dem Heimatland....'so schön - schön war die Zeit'....[...]...aaaaaaaalles liegt so weit so weit....'so schön - schön war die Zeit'...." *sing*

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