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Samstag, 30. Juli 2011

Real Jordan Life 5

Mal wieder interessantes aus dem Straßenverkehr

Bei manchen Autos denkt man sich ja eigentlich, dass dieser Haufen Blech nur noch für den Schrotthändler gut ist. Aber falsch, so lange der Haufen Blech noch ein Nummernschild hat, kann es noch fahren und folglich auch am Straßenverkehr teilnehmen. Ob mans glaubt oder nicht, jenes Exemplar hier befand sich zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme gerade beim Reifenwechseln, sprich es ist noch aktiver Teilnehmer am Straßenverkehr:



Und wenn dann mal der Motor überhitzt, warum auch immer, kommt direkt ein neues Kühlsystem zur Anwendung. Thermische Kühlung durch Fahrtwind. Motorhaube auf und schon weht dem Motor eine frische Brise um den Zylinderkopf:

Mit den Ranger in Hallabat

Ja, hier gibt es Ranger. Einer meiner Kollegen ist als Entwicklungshelfer bei den Environmental Rangers und hilft denen dabei Wasserschutzgebiete zu erschließen, einzuteilen und ein Programm aufzubauen zur Strafverfolgung usw.
Um dies erfolgreich zu machen müssen die Ranger natürlich das GPS-Gerät beherrschen. Hierzu bietet mein Kollegen immer mal wieder Trainings an und beim letzten Training im Juli durfte ich teilnehmen, damit ich auch mal lerne mit so einem Gerät umzugehen und zu navigieren. So ein benutzerfreundliches Navigationsgerät wie sie in Deutschland erhältlich sind kann ja jedes Lischen Müller bedienen, aber die Geräte sind da etwas anders. Mit Koordinaten arbeiten und nach Kompass orientieren können - das war Ziel der Veranstaltung. Ich trat als Beobachter seitens der GIZ dem Training bei und konnte bestaunen, was die jordanischen Environmental Rangers alles so können (und auch nicht können...). Es wurden verschiedene Vorträge gehalten, etwa eine Hälfte über die Bedienung der Geräts und die andere Hälfte über grundsätzliche Informationen zum Karte lesen etc. Wer hätte gedacht, dass man bei diesem Lehrstoff Niveau 5., maximal 6., deutsche Schulklasse an die Grenzen des Möglichen stößt. Nach etwa 15 minütiger Erklärung der Umrechnung von km in m brach man dieses Gespräch ab, um sich in einer alles in allem etwa halbstündigen Debatte über die Genauigkeit des Geräts und was dies einem sagt zu ergehen. Es ist schon schwierig jemandem zu erklären was "plus minus fünf Meter Genauigkeit" bedeutet, wenn man nicht weiß wo das Problem des Gegenüber ist. Mir ist bis jetzt noch nicht klar was man daran nicht versteht, aber nun gut. Irgendwann waren dann alle Vorträge gehalten, praktische und theoretische Prüfung geschrieben und es ging auf einen Field Trip nach Hallabat damit die Jungs mal live in der Natur gezeigt bekommen, was es an Umweltvergehen bzgl. der Grundwasserschutzgebiete so alles gibt.

Und damit wär ich dann jetzt auch endlich bei dem angekommen was ich eigentlich wollte in diesem Eintrag. Euch Lesern ein paar Bilder von Hallabat zeigen. Erwähnung fand diese Stadt ja bereits in meinem Blog, da sich dort ein Tiefbrunnenfeld befindet und auch eine Pumpstation, welche zu meinem Projekt dazugehört. Hallabat liegt nord-östlich von Amman, an dem Highway der in den Irak führt. Umgeben ist die Stadt von - sagen wir mal - nichts (wenn man von Sand und Staub absieht). Aber um einfach mal ein paar Bilder von einer anderen jordanischen Stadt als den touristischen Städten zu sehen, dachte ich wäre das hier doch mal ein gutes Beispiel für eine entlegene Stadt (also außerhalb des schwerpunktmäßigen Siedlungsgebiets im nord-westen des Landes).

 Immerhin gibt es hier eine Bushaltestelle. Auch wenn ich mich nicht trauen würde die Sitzbank zu benutzen ;)

 Hallabat - Downtown...oder so ähnlich...auf jeden Fall große Hauptverkehrskreuzung.

 Gehört auch noch zur Kreuzung, nur anderer Blickwinkel...aber ebenso verlassen...

 Davon gibt es in Hallabat und Umgebung am Meisten - Beduinen in ihren Zelten.

 Und drum herum, um die Zelte und die Beduinen, ganz viel nichts...einfach nur nichts...und das bis zum Horizont.

Und wenn dann in diesem Nichts der Wind kommt, gibt es immer so lustige kleine Windhosen :)

Und zum Abschluss noch ein Bild von den Ranger ("fleißig am Arbeiten und lernen..."). Ob von denen wirklich einer verstanden hat, dass man keine Klärschlammablagerung, die wir uns hier grad angeguckt haben, nicht über dem Grundwasserleiter im Einzugsgebiet eines Trinkwassertiefbrunnens haben darf, da sonst die ganzen Bakterien (z.B. E.Coli) ins Grundwasser gelangen?

Canyoning im Wadi Mujib

 Wenn man mal an einem Wochenende sonst nix mit sich anzufangen weiß und auch mal zur Abwechslung nicht am Arbeiten ist, macht man sich auf die Suche nach körperlicher Ertüchtigung. Diesmal war die Suche garnicht schwer. Ich wollte ja eh mal eine Tour im Wadi Mujib machen (natürlich eine mit Wasser und nicht eine trockene Klettertour) und auch zwei meiner Kollegen waren von der Idee angetan. Und wie es der Zufall so will, haben die beiden bei Wild Jordan (so ein Veranstalter von Touren, gehört zum Naturschutzbund RSCN) jeden Samstag eine Canyoning-Tour im Wadi Mujib im Angebot. Zu bewältigen ist hierbei ein mittelschwerer Weg (es gibt verschiedene Wege in verschiedenen Schwierigkeitsklassen und unterschiedlicher Länge), den sogenannten Siq-Trail, welches die einfachste Tour ist und auch ohne Führer gemacht werden kann. Dauer: 2-3h, Voraussetzung: 18Jahre alt, schwimmen können, Mitzubringen: trockene Wechselklamotten, Trinkwasser. Das Angebot von Wild Jordan war zu günstigen 22JD zu haben und umfasste Bustransfer von Amman zur Mujib-Brücke (am südlichen Teil vom toten Meer, ca. 80km ein Weg) und zurück, die Tour Siq-Trail mit Führern durch das Wadi (Eintritt ins Wadi kostet normalerweise etwa 13JD, bei uns im Preis mit drin) und ein Mittagessen. Kann man nicht meckern. Super günstiges Angebot. Und am 16.7.11 hatten wir sogar noch Platz bekommen (Teilnehmerzahlen sind limitiert wegen Bus). Und dann gings los früh morgens um 8Uhr in Amman zur Mujib-Brücke:

 Unter der Brücke würde das Wasser aus dem Wadi eigentlich ins Tote Meer fließen, wenn es nicht vorher in einem Kanal gesammelt und abgeführt werden würde zur Trinkwassernutzung...

 Die Rezeption oder wie man es nennen mag der Mujib Nature Reserve (dort gibt es auch Toilettenanlagen)

Und wenn man dann gut vorbereitet ist, der Fotoapparat dieses Mal sogar in 2 Gefrierbeutel gestopft wurde, der Bikini unter den Sportsachen versteckt ist, kanns auch schon los gehen - aber nicht vergessen die verpflichtende Schwimmweste überzuziehen...

 Über die kleine Brücke (hier links im Bild) an der Steilwand entlang und links um die Ecke...

 ...und schon sieht man wo es wohl lang geht...
Genießt die Bilder. Ich fands einfach nur großartig!! Zunächst watete man gegen die Strömung knietief, teilweise auch noch etwas tiefer, im Wasser und blickte die wunderschönen Steilwände rechts und links nach oben.






 Ich frag mich immernoch wie diese Maserung in den Stein kommt...teils mit rot, teils mit orange-gelb...aber immer mit dunklen Linien....und das ganz natürlich, ohne anthropogene Einflüsse...


 Auf dem Bild hier sieht man mal annähernd die Strömung gegen die wir ankämpften.

Und dann irgendwann war es zu Ende mit "einfach nur laufen":

 Hier galt es hochzukletten...zur Hilfe gab es ein Seil, sonst nichts...und dieses hier war nicht die einzige Stelle, an der es einem so ging...

An einer weiteren Kletterstelle macht Reiner (mein Kollege) grad mal vor wie das mit dem Hochklettern zu machen war und wie steil es doch wirklich war, wo man hoch ist.

 
 Hier bin ich dann mal in der Gicht des Wassers zu sehen. Einmal bitte hochklettern - aber ohne Seil. Lediglich so ein Haltegriff wurde in den Fels geschraubt.

Aber egal ob mit oder ohne Seil - ich war stehts schnell oben und übte mich in meiner Paradedisziplin: Warten...

...und warten...

Aber bei dem Ausblick wartet man doch gerne.


Manche Stellen ließen sich aber auch einfach ohne Seil und Haltegriff beklettern. Das war absolut entspannt :) (wobei die einheimischen, jordanischen Chicas in ihren Jeans und Flip-Flops auch hier Probleme hatten ohne Ende...oder lag es vielleicht daran, dass ihr peripheres Sehen auf Grund der Hijab etwas eingeschränkt war?)

Irgendwann erreichten wir dann die Endstation. Hier war nicht mehr weiterklettern angesagt. War ja nur der mittelschwere Pfad. Auf jeden Fall war es schön sich unter der natürlichen Dusche unter dem Wasserfall die Schultern mit Wasserkraft massieren zu lassen... :)


 Damokles war wohl auch da, nur hat er wohl das Schwert gegen einen Stein ausgetauscht...Nur wie kommt ein so akurat rechteckig geformter Stein in solch eine Halteposition?


 Aber so schön es auch war an dem Endpunkt, irgendwann mussten wir doch mal nochmal den Rückweg antreten, um zurück zur Brücke zu gelangen. Es ging den gleichen Weg zurück, den wir auf dem Hinweg hatten (sonst ist da auch überhaupt keiner). Die Kletterstellen mussten wir natürlich auch wieder runter...Elisabeth (meine Kollegin) macht hier mal vor wie wir da wieder runter sind. Ohne Seil, ohne Haltegriffe, das einzige was einem geholfen hat war der Hosenboden...

Großartig sag ich euch :) hat ein riesen Spaß gemacht :)

Und dann, nachdem wir unsere nassen Sachen gegen trockene getauscht hatten (die konnte mn während der Wanderung im Bus lassen) ging es zu den Mujib Chalets zum Mittagessen. Die Mujib Chalet gehören dem RSCN/Wild Jordan und können für Übernachtungen gemietet werden. Ausstattung ist wohl sehr spärlich (Bett, Klimaanlage, das wars), aber dafür hat man von dort aus einen atemberaubenden Blick aufs Tote Meer. Für uns gabs dort ein riesen Buffet mit Suppe, Reis, Hühnchen, Shish-Kebab in Tomatensoße, Salat, Kartoffeln und Getränke. War mega lecker und hat richtig satt gemacht!!


Elisabeth ist leider einen Tag später zurück nach Deutschland. Vertragsende. Aber mit Reiner hab ich geplant, sobald wir einen gemeinsamen Termin finden, wieder ins Wadi Mujib zum Canyoning zu fahren. Es gibt ja auch noch andere Touren die gemacht werden müssen :) angepeilt haben wir den Malaqi-Trail, das ist der längste den sie haben (Dauer ca. 8h, Schwierigkeitsgrad: schwer), mit richtig schwimmen und klettern und so...und man darf ihn nur mit einem Führer machen. Ich bin gespannt. Bis zum 31.10.11 ist das Wadi noch auf, danach ist Winterpause. Ich hoffe wir bekommen das bis dahin hin!! Insha'allah.

Dienstag, 26. Juli 2011

Al-Karak Castle

Wir erobern die Kreuzfahrerburg Al-Karak!

Am 01.07.2011 ging ich mit drei meiner Kollegen auf Wochenendausflug gen Süden. Den Desert-Highway runter bis nach Karak (oder auch Kerak). Dort steht auf einem 950m hohen Hügel die im Jahre 1142 errichtete Kreuzfahrerburg. Und wie das immer so ist, auch die Stadt Karak fand in der Bibel Erwähnung - als Hauptstadt des Königreichs Moab unter dem Namen Kir-Heres (Scherbenstadt). Zu byzantischen Zeiten war die Stadt Bischofssitz mit mehrheitlich christlichen Einwohnern, dies allerdings unter arabischer Herrschaft. Das sei aber nur am Rande erwähnt....

Zurück zur Burg. Im Jahre 1142 von Payen Le Bouteiller errichtet gehörte diese Burg zur strategisch wichtigen Ketten an Burgen, quasi eine Verteidigungslinie, die zwischen Syrien und Ägypten von den Europäern gespannt wurde. Von hier aus konnten Beduinen und wichtige Handels- und Karawanenstraßen (z.B. der Kings-Highway) gut beherrscht werden. 40Jahre lang hielt die Burg Angriffen von muslimischen Heeren stand, was zum großen Teil daran lag, dass die Burg damals nur durch unterirdische Felstunnel zu betreten war. Heute gelangt man über den aufgeschütteten Burggraben auf das Gelände. Das Gesamtausmaß der Burganlage erstreckt sich auf 250m Länge und 135m Breite, was auch durch zahlreiche unterirdische Gänge erweitert wird. Wieviele "Etagen" die Burg wirklich ins Berginnere hat - keine Ahnung. Zu sehen bekommt man zwei, aber ich gehe davon aus, dass da noch mehrere vorhanden sind, die nur keiner ausgräbt...der derzeitige Zustand der Burg ist sagen wir mal problematisch. Versuche zur Erhaltung sind zwar zu sehen, aber die erwecken eher den Anschein an "Totrestaurierung". In welchem Raum man sich gerade befindet oder wo man gerade steht ist auch nur zu erahnen, deshalb sei mir auch verziehen, dass ich die Bilder unten nicht kommentiert habe... Aber nichtsdestotrotz ist die Burg sehr sehenswert. Hat was ergreifendes, allein schon wegen ihrer Größe und natürlich des fantastischen Ausblicks!
Noch was blutiges mit mystischem Anreiz: nachdem im Jahre 1188 die Kreuzfahrerburg an den ayubidischen Heeresführer Saladin gefallen war ließ dieser den gefürchteten Burgherrn von Karak, Rainald von Chatillion, öffentlich köpfen und seinen Kopf am Tor aufspießen.
Eintrittspreise wie immer für Inhaber einer Residence ID gefühlt geschenkt (150Fils=15Cent), aber auch für Normalos durchaus erschwinglich (ich glaub die bezahlen 2JD=2€)...ich hab natürlich nur 150Fils bezahlt :)

Tipp: Unbedingt Taschenlampe mitnehmen!! Es ist keine Beleuchtung vorhanden, was gerade in den unterirdischen Gängen zu Problemen führt. Auch die spärlichen Felsspalten, die wohl als Fenster dienen sollten lassen nicht wirklich Licht rein.. 

Achja, die Stadt Karak selbst, die sich um die Burg drum herum schlingelt, ist mit ihren knapp 23.000 Einwohnern auch sehenswert und die größte Stadt im Süden Jordaniens. Viele kleine Gassen, kunterbuntes Leben (viele Menschen auf wenig Platz), jede Menge Geschäfte in den man alles kaufen kann was man braucht und nicht braucht und auch sonst ist für einen schönen Aufenthalt alles da :) also wenn man mal eben die Burg anguckt lohnt es sich auch noch mal eben durch Karak zu schlendern.

So, und nun einmal beamen, bitte...


 ...und schon kann die Tour durch die Burg los gehen :)

 Der "Castle-Plaza" am Eingang...

 ...und daneben der Campingplatz....nee halt - das war die Baustelle...

 Hier ein kleines Modell der gesamten Festungsanlage. Gibt einen recht guten Überblick...steht im archäologischen Museum auf dem Burggelände zusammen mit diversen anderen Dingen aus vergangen Tagen.

 ...wobei ich den Überblick in Echt doch schöner finde. Hat sich definitiv gelohnt die Süd-Mauern hochzuklettern und am Abgrund stehend Fotos gen Norden zu machen :)

Der Ausblick gen Westen. Das Tote Meer liegt (wie immer) unter dem Dickicht...

Und nun folgen einfach ein paar Bilder für den Versuch zu starten einen Gesamteindruck der Festungsanlage von Karak zu vermitteln:

(von der Mauer da ganz oben ist übrigens das Übersichtsfoto gemacht)














Und auf dem Rückweg sind wir durch das Wadi Karak runter zum Toten Meer und dieses dann entlang gefahren. Von der Südspitze bis hoch zur Nordspitze (knapp 130km). Und für eine Fotosession noch kurz angehalten...

Gemütliches Wohnhäuschen am Straßenrand mit Blick ins Wadi Karak...Hauptsache Fernseh kann man gucken...

Ich in meinem Touri-Outfit...mal total "haram" unterwegs...