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Montag, 28. März 2011

Trautes Heim....

...Glück allein :)

Nachdem ich eine Woche lang bei meinen Gasteltern verbracht hatte konnte ich am 27.03.2011 meine eigene kleine, aber feine Wohnung beziehen :) toll :) ich hatte echt verdammt großes Glück mit der Wohnungsuche, die ich garnicht selbst bestreiten musste, sondern meine Gasteltern kannten jemanden der eine kleine Wohnung für eine Europäerin im Angebot hatten. Und das sogar zu einem für mich erschwinglichen Preis!! Mit meinen 770€ Aufwandsentschädigung, die ich als Entwicklungsstipendiat im Monat bekommen, kann man hier auf dem Wohnungsmarkt keine allzu großen Sprünge machen. Die Mietpreise sind auf nahezu westlichem Niveau. Aber die Miete von 170JD+NK (insgesamt etwa 200€ warm im Monat) kann ich mir gut leisten :) Glück gehabt!! Und so bin ich jetzt stolze Bewohnerin einer 30m² großen Dachwohnung (wobei ich schätzen würde, dass es mehr als 30m² sind...). Neben zwei Zimmer, einer kleinen Küche und einem Bad kann ich sogar noch die Dachterasse mitbenutzen. Die Wohnung ist voll möbliert und sehr wohnlich eingerichtet mit allem was der Mensch so zum Wohnen braucht. Ich bin echt begeistert!! Ich hab eine große Couchecke, einen Schreibtisch, zwei Betten und ein Kleiderschrank, eine (wirklich nur eine) Gasherdplatte, einen Kühlschrank, eine Spüle, vollausgestattete Küchenschränke, eine Mikrowelle, einen Fernseher mit gefühlt Millionen arabischen Programmen (aber auch einige englischsprachige Sender und auch DW-TV [deutsche Welle TV, bringt teils deutsch, teils englische und arabische Beiträge]), Klimaanlage und Ventilatoren für die heißen Tage, einen Gasheizofen für die kalten Tage und ein Bad mit Dusche und WC. Waschmaschine bekomme ich noch eine. Es war eine in der Wohnung drin, die hat aber die Vormieterin kaputt hinterlassen...wird demnächst dann durch eine Neue ersetzt. Zum Wäschetrocknen hab ich auf der Dachterasse einen Wäscheständer stehn :) Luftgetrocknete Wäsche ist doch die Beste :)
Wasser kommt auch aus dem Hahn ;) hier gibt es das Wassertanksystem. Soll heißen, die Häuser haben auf ihren Dächer Wassertanks, die einmal die Woche mit Wasser gefüllt werden. Damit muss man dann auskommen. Sollte man das nicht hinbekommen, kann man gegen einen stolzen Mehrpreis ein Wasserauto bestellen, das den Tank wieder füllt (kann man sich vorstellen wie ein Tanklaster, der Tankstellen beliefert, nur das dieser Laster Wasser statt Benzin bringt). Warmes Wasser habe ich auch. Im Winter kann man es durch einen Boiler erzeugen, im Sommer (und auch jetzt schon) wird das Wasser durch eine Solaranlage im Tank erhitzt. So hat man immer "fließend warmes Wasser". Am Anfang letzter Woche war es noch lauwarm, jetzt nachdem einige richtig warme Sonnentage waren muss ich schon aufpassen, dass ich mir nicht mein Pelz verbrenne. Ist schon verdammt heiß das Wasser. Und das nur durch Solarkraft!
Das tolle an meiner Wohnlage ist, dass ich zum einen in einer ruhigen Sackgasse wohne und zum anderen es nicht weit zum Einkaufen hab. Wenn ich in die eine Richtung gehe hab ich in etwa 300m Entfernung eine kleine Shopping Mall, wo es irgendwie alles gibt was man so braucht (Essen, Elektrosachen, Haushaltsartikel und noch verschieden anderer Kleinkram). In die andere Richtung, auch etwa 300m zu gehen, gibt es ganz viele kleiner Läden, wo man auch irgendwie alles kaufen kann. In der Richtung gibt es auch einen Obst- und Gemüsehändler, einen Bäcker, eine Bank und eine Poststation. Ich bin also rundum versorgt. Kann keine Versorgungslücke auftreten, egal in welche Richtung ich meine Sackgasse verlasse :) großartig :)

Und so wohne ich jetzt in einem christlichen Mehrgenerationenhaus (zusammen mit der Großmutter, Mutter und den beiden Söhnen mit Familie) in meiner eigenen kleinen, abgeschlossenen Wohnung im dritten Stock - und wurde aufgenommen wie ein Familienmitglied :)

Doch seht selbst: man betrete die Wohnung und staune...

der Blick von der Eingangstür in die Wohnung (über der Tür da das ist der Onkel des Königs)

Tritt man dann rechts um sieht man meinen Kühlschrank und die Schrankwand mit Fernseher sowie den Schreibtisch (Teil des Wohnraumes)

Dreht man sich schaut man in die großzügige Sitzecke

 Beim Durchgang unter des Königs Onkels betrtt man die etwas klein geratene, jedoch vollwertig ausgestattete Küche (wenn ich jetzt klein sage spreche ich immer noch von einem Raum der größer ist als mein Zimmer damals in Irland!!)

Von der Küche geht es rechts ab ins Schlafzimmer (rechts steht auch noch ein Kleiderschrank, der ging leider nicht mehr aufs Foto drauf. Aber zwei Betten und ne Couch zum Ablegen meiner Kleider ist da [wer mich kennt weiß, dass ich sowas brauche ;) ])....

...und gerade aus weiter ins Badezimmer (sogar mit tageslicht :) kleines Fenster zum Öffnen und noch n Ventilator für Frischluft).

Außer dem bisher beschriebenen Wohnraumes darf ich noch die Dachterasse mitbenutzen. Z.B. für Wäschetrocknen oder einfach in der Sonne sitzen und das Leben genießen. (Zu sehen ist, dass das warme Wasser per Solarenergie erzeugt wird, diverse Schüsseln für guten Fernsehempfang sorgen und auch eine riesen Wäschespinne zum Wäsche aufhängen vorhanden ist)

So lässt es sich doch leben. Fühl mich auch schon richtig heimisch hier. Alle super lieb zu mir, zuvorkommend und einfach nur nett :) bin mehr als zufrieden. Besser hätte ich es nicht treffen können!!!

Jerash - Ausflug im Rahmen der ViP

für alle nicht-GIZler hier die Erklärung der Abkürzung: ViP: Vorbereitung im Partnerland

Nachdem am 25.03.2011 zunächst einmal eine Stadtrundfahrt durch Amman ging, um einen ersten Überblick über die Stadt zu bekommen, ging es am 26.03.2011 nach Jerash.

Hintergrund: Jerash liegt im Norden Jordaniens, etwa 40km nördlich von Amman, und wurde bereits im 6.Jahrtausend v. Chr. unter dem Gerasa gegründet. Die zunächst unbedeutende Stadt erlangte im 1. Jahrhundert n. Chr. durch die Römer einen Aufschwung. Sie wurde Mitglied einer der Städte der Dekapolis und dadurch eine bedeutende, reiche Handelsstadt. Mit dem Niedergang des römischen Reiches begann auch der Abstieg der bis dato florierenden Stadt. Heute nach den Ausgrabungen, die Anfang des 20. Jahrhunderts begannen, können dort im heutigen Jerash die Ruinen der damaligen Stadt Gerasa besichtigt werden.

Ein Ausflug zu diesen Ruinen lohnen sich auf jeden Fall, da die komplette Stadt im bekannten römischen Stadtdesign ausgegraben und teilweise wieder rekonstruiert wurden. Der Eintritt für die Besichtigung beträgt 8JD (~8€), besitzt man jedoch eine Residence ID, die man bekommt, wenn man längere Zeit in Jordanien  bzw. Einheimischer ist, kostet der Eintritt nur 50Fils (~50Cent).
Hier findet ihr jetzt meine Eindrücke dieser Ruinen in Bildern dokumentiert.

Erstmal eine kleine Übersicht über diese hübsche römische Stadt(-ruine) auf arabischem Boden:

Hier wäre dann mal der Blick auf das große Theater und den Zeus-Tempel

Und so sieht der Zeustempel von Innen aus (mit nettem Wachturm im Hintergrund)

Da hab ich glaub ich einfach mal in die Ferne fotografiert....

Der Tempel des Artemis in seiner "vollen Pracht"

Die Überreste des Nympheum (Brunnen)

Das sind sie Ruinen dreier nebeneinander gebauter christlicher Kirchen

Das kleine Theater der Stadt (z.T. wieder aufgebaut)

Blick vom Zeustempel auf das Forum

Die Steinsäge (hiermit wurden die Steinblöcke zurecht geschnitten - Wasserkraft machts möglich)

Und überraschender Weise ist es momentan in Jordanien überaus grün und blumig. In 4-6 Wochen ist es aber vorbei mit dieser Pracht...dann wird alles braun, grau und schwarz...Wüste eben...


Für Eindrücke von Land und Leuten zu bekommen hat sich der Ausflug für mich sehr gelohnt. Auf der Fahrt konnte ich ein bissl was vom Norden Jordaniens sehen. Ich muss sagen, es ist echt ein schönes Land. Wer hätte das gedacht... :) aber ich bin ja zum Arbeiten hier - nicht zum Urlaub machen....

Aller Anfang ist schwer....

...aber mit den richtigen Leuten hat man es dann doch irgendwie schon wieder leicht. Und mit meinen Interims-Gasteltern hab ich echt Sonne. Riesen Glück gehabt!! Sie machen es mir wirklich leicht mich hier einzugewöhnen und bringen mir die Wichtigsten Dinge im arabischen Leben bei und zeigen mir alles was ich brauche und helfen mir wo und wie sie nur können. Einfach großartig!!

Wichtig ist zum Beispiel, dass man lernt wie man mit dem Bus hier fährt. Für mich ist dies im Speziellen sehr wichtig, da ich ja kein Auto zur Verfügung hab. Das Schwierigste am Busfahren ist, dass es keine Fahrpläne und nur wenige feste Haltestellen gibt (wobei man sagen muss, dass es schon Haltestellen gibt, aber diese sind nicht alle kenntlich gemacht). Da es keine Fahrpläne gibt weiß man nie wann wo ein Bus kommt. Also wenn man es eilig hat oder zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein muss empfiehlt es sich nicht den Bus zu nehmen...
Es gibt unterschiedliche Arten von Bussen: die "Überlandbusse" mit denen man bspw. nach Aqaba oder Petra kommt, die kleinen weißen Busse und die etwas größeren blauen Busse.
- Will man Überland fahren gibt es feste Busstationen an denen man sich einfinden muss. Von dort aus fährt der Bus dann los sobald er voll ist. Kann mitunter etwas länger dauern...
- Die größeren blauen Busse sind mit Nummer gekennzeichnet die einem sagen wo der Bus hinfährt, vorausgesetzt man weiß es, denn mehr als die Nummer ist nicht ersichtlich (zur Not den Fahrer fragen, der spricht aber eigentlich nie eine andere Sprache außer arabisch). Diese Busse halten an festgesetzten Haltestellen, z.b. vor einem Kreisel, unter einer Brücke oder an richtigen Bushaltestellen. Aber ein Bus hält auch nur an, wenn noch Platz ist für die Menschen die an der "Haltestelle" stehen. Man kann aber nur an den "Haltestellen" einsteigen, also diese Busse kann man nicht einfach ranwinken. Mit diesen Bussen kommt die großen Straßen entlang.
- Die kleinen weißen Busse halten irgendwie überall, wenn man sie ranwinkt - vorausgesetzt es ist noch Platz drin...der Bus selbst hat eine Art Schaffner, der die Tür aufmacht und später das Geld kassiert. Diesen kann man dann fragen wo der Bus hinfährt, vorausgesetzt er spricht noch eine andere Sprache als arabisch. Fährt er in die gewünschte Richtung steigt man ein. Was es kostet sagt einem der Schaffner dann sobald der Bus losgefahren ist. Mit den kleinen weißen Bussen kommt man auch ins nahegelegene Umland von Amman, z.B. Salt oder Jerash. Sie fahren aber auch kleinere Straßen entlang in Amman. Will man aussteigen sagt man dem Schaffner Bescheid und man wird einfach rausgelassen, egal ob eine Haltestelle da ist oder nicht. Steht man allerdings an einer "Starthaltestelle" fährt auch dieser Bus nur los, wenn er voll ist. Ist man eine große Gruppe fährt so ein Bus auch mal eine andere Strecke als die die er eigentlich zu fahren hätte...ansonsten haben diese Busse auch feste Strecken, die aber nicht auf den Bussen draufstehen...muss man immer fragen...
Das tolle am Busfahren ist, dass man als Frau immer einen Sitzplatz bekommt. Das heißt, steigt man ein sortiert der Schaffner die Leute um, so dass eine Frau einen Sitzplatz bekommt. Männer stehen immer für Frauen auf, auch wenn sie alt und gebrechlich sind. Als Frau muss man diesen Platz immer annehmen. Ist ein alter Mann aufgestanden für Platz zu machen steht in der Regel direkt ein jüngere Mann auf um den alten Mann sitzen zu lassen. Auch wenn ein Doppelsitz nur mit einem Mann besetzt ist steht dieser auf, da Frauen und Männer nicht nebeneinander sitzen dürfen im Bus, es sei denn man ist verwandt oder verschwägert. Außerdem ist Busfahren nicht arg teuer. Das ist auch sehr praktisch. Nach Salt und zurück kostet es z.B.mit einem kleinen weißen Bus grade mal 1,600JD (1,60€), wobei die Preise irgendwie schwanken. Liegt wohl in der Laune des Schaffners wieviel er einem kassiert. Die blauen Busse haben aber wohl feste Preise für die Strecken.
Meine Gastmutter hat mir das Busfahren erklärt und beigebracht, indem wir spontan nach Salt gefahren sind. Schöne Stadt :) leider waren die Geschäfte und so zu, da Wochenende war, aber ich fahr bestimmt nochmal hin :)

Weiterhin muss man auch lernen mit dem Taxi zu fahren. Wichtig ist hier, dass man als Frau immer hinten einsteigt. Außerdem muss man immer wissen wie man da hin kommt wo man hin will. Und das nicht in Straßennamen! Die Straßennamen gibt es noch nicht so lange und die kennt auch niemand!! Es sind nur ein paar sehr wenige große Straßen die die Fahrer beim Namen kennen. Am Besten ist es immer, wenn man ein großes Hotel, einen großen Kreisel (z.B. Sport City Circle oder einen der acht Hauptkreisel), eine Shopping Mall oder ein wichtiges großes Gebäude in der Nähe des Ziels kennt. Da hat man dann schon Glück, dass der Fahrer weiß wo das ist. Kennt man sowas nicht, hat man verloren. Von dem "bekannten" großen Ziel in der Nähe des eigentlichen Ziels geht man dann zu Fuß weiter oder lots den Fahrer per Rechts-Links-Kombi zum gewünschten Zielort. Man muss auch drauf achten, dass der Fahrer das Taxometer beim Losfahren einschaltet, da man ansonsten übern Tisch gezogen wird was den Preis angeht. Taxifahren ist auch ziemlich billig hier, kostet etwa das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zum Busfahren, aber für 3,000JD (3,00€) kommt man einmal quer durch die Stadt.
Achtung: beim Einsteigen fragen, ob der Fahrer englisch oder deutsch spricht. Das tun sie nicht alle. Wenn er nur arabisch kann (und man selber nicht) ist es quasi nicht möglich ihm mitzuteilen wo man hin will...
Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Taxis: die weißen und die gelben Taxis. Die weißen Taxis fahren Überlandstrecken, also zu Zielen außerhalb Ammans, und die speziellen weißen Taxis fahren von bestimmten Startorten auch nach Damaskus. Will man in der Stadt irgendwo hin muss man ein gelbes Taxi nehmen. Die gelben Taxis winkt man sich einfach ran. Stellt auch kein Problem dar, da hier jede Menge davon rumfahren. Mit Taxis kommt man am Schnellsten zum gewünschten Ziel und hat auch die Chance pünktlich zu sein, vorausgesetzt der Verkehr lässt es zu. Und außerdem ist es auch nicht schwierig ein freies Taxi zu finden. Die Fahrer kommen hupender Weise von hinten angefahren, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Es ist in Arabien nämlich eine sehr unnatürliche Anwandlung zu Fuß zu gehen. Und um dem Drang der eigenen Ertüchtigung entgegenzuwirken hupen Taxis alle Fußgänger an, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht gut ist zu Fuß zu gehen und sie stattdessen bei ihnen einsteigen sollen....

Die leichteste Variante der Fortbewegung ist das Fahren mit dem eigenen Auto. Wobei auch das zu einem Nerventest werden kann in Anbetracht des sehr hohen Verkehrsaufkommens hier...die Straßen haben keine Spuren eingezeichnet und so fahren so viele Autos nebeneinander wie nebeneinander passen. Das variiert dann zwischen 1-5 Auto pro Fahrtrichtung. Wichtigster Bestandteil des Autos ist die Hupe. Die wird immer betätigt: sobald die Ampel grün wird, um dem Vordermann mitzuteilen, dass die Ampel grün ist; wenn der neben einem Fahrende ein bissl mehr Platz machen soll damit man vorbei kommt; wenn Fußgänger am Straßenrand laufen, damit diese wissen, dass man angefahren kommt; wenn man "die Spur" wechseln will, damit die anderen einen reinlassen; etc...außerdem muss man beim Fahren immer konzentriert sein, da die Araber ihr Multitasking-Talent bevorzugt beim Autofahren ausleben...Kaffee trinken, telefonieren, Zeitung lesen und rauchen gleichzeitig - da wird das eigentliche Auto fahren zur Nebensache. Es empfiehlt sich auch die Warnblinkanlage zu betätigen, wenn der rollende Verkehr wegen einer Ampel oder ähnlichem zum Stehen kommt. Das wird hier in der Praxis so gehandhabt, damit man sicher gehen kann, dass der Hintermann von seiner Multitaskingablenkung mal zu Abwechslung auf die Straße guckt, sieht, dass der Verkehr zum Stehen kommt und somit davor bewahrt wird sich auf der Anhängerkupplung der Vordermanns einzuklinken.... Wegen dem hohen Verkehrsaufkommen stehen auch überall Verkehrspolizisten die zusätzlich zu Ampel und den "Kreisverkehrregeln" den Verkehr regeln. Anders würde es hier wohl nie vorwärts gehen bzw. dauernd zu Unfällen kommen...es ist aber sehr interessant, wenn man sich das Treiben so anguckt und vorallem anhört: die Autofahrer versuchen hupender Weise voran zukommen und der Verkehrspolizist pustet hochmotiviert ohne erkennbaren Rhythmus und Zusammenhang in seine Trillerpfeife. Ein durchaus sehr amüsantes Spektakel! allgemein gilt aber: der Schnellere gewinnt. Frechheit siegt. Bloß nicht rücksichtsvoll fahren, sonnst kommt man überhaupt nicht vorwärts.

Straßen sind hier auch sehr interessant. Hier ist es ja sehr sehr hügelig, mitunter auch steil. Das bedeutet, dass auch die Straßen sehr steil sind. Man könnte sagen, dass eine Straße einfach eine Teerschicht ist, die über den Berg gezogen wird. So sind Steigungen von gefühlten 90% möglich...teilweise muss selbst ein Allrad-6Gang-Pickup im ersten Gang stark kämpfen, dass er überhaupt oben ankommt! Zum Kontrollieren der Fortbewegungsgeschwindigkeit sind eigentlich alle Straßen in bestimmten Abständen mit Teerhügeln versehen, die die Fahrer zwingen abzubremsen...ansonsten würden sie wohl permanent zu schnell fahren (sobald es der Verkehr zu lässt...)...

Und das Letzte was mir an dieser Stelle einfällt womit man noch umzugehen lernen muss ist das Geld. In Jordanien bezahlt man mit "Jordanischen Dinar", kurz JD. Umrechnen in Euro ist sehr einfach: 1JD=1€. Wie genau dann jedoch die Untereinheit der JD gerechnet wird lässt mich momentan noch etwas rätseln. Genannt wird diese Einheit Fils. Alle Preise werden in Tausender angeben. Also sieht man eine dreistellige Zahl ist es noch kein JD, sondern sind es noch Fils. Sieht man eine vierstellige Zahl ist es dann >=1JD. Von den Münzen her gibt es entweder 1/2JD (500Fils), 1/4JD (250Fils) oder noch 10Piastres und 5Piastres Stücke...soweit ich das jetzt verstanden hab nimmt man 3x ein 10Piastres Stück, um auf 300Fils zu kommen, usw...aber ob das jetzt so stimmt muss ich mal noch eroieren...

Was man auch noch wissen muss: Wochenende hier ist Freitag-Samstag, im Gegensatz zu Samstag-Sonntag in Europa!!! Dies liegt daran, dass der Freitag der Hauptgebetstag im Islam ist. Also merkt euch alle: ich habe Freitag-Samstag Wochenende und gehe von Sonntag-Donnerstag arbeiten!

So das wärs dann mal an dieser Stelle mit grundlegenden wichtigen Infos zum Leben in Jordanien. Hat man das alles kapiert und verinnerlicht kann einem (fast) nix mehr passieren. Aber auch wenn man es noch nicht so ganz kapiert hat kommt man schon gut klar, da alle Jordanier super nett und extrem hilfsbereit sind. Man hat keinerlei Probleme, solange man jemanden findet mit dem man die gleiche Sprache spricht. Sie helfen alle - und das gerne. Also wenn man nicht mehr weiter weiß, einfach fragen. Dann klappts bestimmt :)

Soweit dann man von mir. Ich weiß, es war viel Text, aber so ein bissl "interkulturelle Kompetenz" möchte ich ja schon weitergeben ;) dank meiner großartigen Gasteltern weiß ich das jetzt alles (und auch noch ein bissl mehr) und bin für einen guten Beginn in Jordanien gerüstet :) ein besonderes Dankeschön nochmal an Jürgen und Christine!!

Reise, Reise, Seemannreise…


…was nicht bedeutet, dass man auch zwingend mit dem Schiff reist. Ich für meinen Teil bin mit dem Flugzeug weg :) um genau zu sein mit Royal Jordanian von Frankfurt nach Amman. Am 21.3.11 um 15.05Uhr deutscher Zeit sollte es los gehn. Wie immer war natürlich Verspätung...aber mit 15min hielt es sich noch in Grenzen...da bin ich ob meiner Bahnfahrten mit der allseits beliebten deutschen Bahn doch ganz andere Dinge gewohnt...
Dank eines äußerst großzügigen Deutschlanddirektor der Airline durfte ich sogar nach höflicher Nachfrage per Email die doppelte Menge an Gewicht mitnehmen: 40kg und unbeschränkte Anzahl an Gepäckstücken, solange das Gewicht nicht überschritten wird. Und das alles nur, weil ich für ein Jahr ausgereist bin. Mit 20kg wär ich auch nicht sonderlich weit gekommen…da wiegt ja allein der Koffer fast ein Viertel…da ich im Endeffekt dann auch nur 35,7kg auf die Waage brachte mit meinen beiden Taschen war der junge Mann am Check-In so freundlich und hat mich mit meinem Handgepäck 3kg mehr mitnehmen lassen. Da hätten es nämlich nur 7kg sein dürfen, was ich allerdings vorher nicht wusste…mein riesen Rucksack brachte es auf stolze 10kg, dabei hat ich noch nicht mal den Rucksack voll gepackt.

Im Flugzeug angekommen stellte ich dann fest, dass die Maschine noch nicht mal halb voll ist. Vor ein paar Jahren war die Maschine bestimmt auch mal top modern und gut in Schuss, jedoch bedürfe sie mittlerweile doch mal einem „Cabin overhaul“…die Bildschirme in den Rückenlehnen der Vordermänner sind ja schon für mich als passionierten Ryan Air Flieger der pure Luxus, jedoch wäre es schon nett, wenn die Helligkeitsregler funktionieren und vorallem auch an jedem Bildschirm vorhanden und nicht abgefallen wären. Zudem bebte jedes Mal die komplette Sitzreihe, wenn jemand vorbei ging…kannte ich von den Billigfliegern auch noch nicht…nach den ersten 1,5h Flug war man dann auch mit Kopfhörern, drei Runden Getränken, Snack und Abendessen versorgt und durfte die restlichen 2,5h seine Ruhe genießen. Da dank der Klimaanlage mein Mund und sämtliche Schliemhäute jedoch irgendwann ausgetrocknet waren war mein Nachbar so freundlich und ging uns beiden ein Getränk bei den Stewardessen holen (die man tatsächlich nach den ersten 1,5h nicht mehr gesehen hatte). Der Landeanflug war sehr schön. Israel und Palästina bei Nacht, Amman natürlich auch. Das doch sehr schnelle Näherkommen der Bodenlichter ließ dann jedoch vermuten was folgte: ein für meine Begriffe überdurchschnittlich hartes Aufsetzen auf dem Boden gefolgt von einer Vollbremsung die mich zu der Annahme verleitete, dass mir gleich das Triebwerk um die Ohren fliegen würde. Geschah dann glücklicherweise doch nicht…aber ich meine mich erinnern zu können aus meinem Fensterchen die ersten Glückstreifen am Gehäuse erkannt zu haben. Im Flughafengebäude wurde ich mit meinem Dienstpass zur VIP-Passkontrolle geleitet. Kein Anstehen, freundliche Beamte – es hat nur noch der rote Teppich gefehlt. Allerdings musste ich Rede und Antwort stehen bzgl. meines Aufenthalts (Wohnort, Grund des langen Aufenthalts, etc.). Der Beamte redete eine Menge, ich verstand knapp die Hälfte, durfte aber dann doch irgendwann passieren. Meine beiden Gepäckstücke kamen auch erstaunlich schnell aufs Band (quasi nach dem First-in-first-out-Prinzip – hatte als aller erste eingecheckt). Hinter einer erneuten Gepäck-Sicherheitskontrolle konnte ich dann auch schon meine Abholer erkennen, bei denen ich nun auch die ersten Tage wohnen darf, bis ich was Eigenes gefunden habe. Mit einem gemütlichen Pick-Up ging es dann durch das nächtliche Amman zu meiner Interimsunterkunft (außerhalb Ammans, etwas ländlicher auf einem Hügel, mit super tollem Ausblick auf eine andere Stadt deren Name ich natürlich nicht mehr weiß, aber ich meine mich erinnern zu können, dass sie gesagt haben, dass man bei schönem Wetter bis Palästina gucken könnte). Auf der Fahrt gab es schon jede Menge Infos für mich über Land, Leute und Arbeit. Meine Gasteltern sind echt super!! Haben sogar schon erste Sucherfolge bzgl. einer Wohnung für mich gehabt. Ich bin gespannt!!

Nach der Ankunft und dem Beziehen meines Zimmers gab es dann auch noch ein jordanisches Gericht zu Abend. Keine Ahnung wie es hieß, aber es war verdammt lecker. Irgendwas mit Linsen und Weizen. Sehr zu empfehlen. Danach war dann noch gemütliches Zusammensitzen, Bilder gucken und nette Unterhaltung angesagt, bevor ich dann wie ein Stein ins Bett fiel.

Urlaub…


…nennt man es. AUSREISEurlaub. Gedacht ist das Ganze zum Packen, letzte Erledigungen machen, mentale Vorbereitung auf die Ausreise und Verabschiedung von allem Menschen die einem lieb und auch weniger lieb sind. Und so tat ich dann auch.

Nachdem ich munter wieder aus Bad Honnef zurück gekommen war tingelt ich fröhlich durch die Heimat, hatte noch Besuch aus dem fernen Hamburg, erledigte die letzten Behörden- und Arztgänge, wurde nochmal krank und auch wieder gesund, feierte ein rauschendes Abschiedsfest mit der erweiterten Familie und nahm Abschied von meinen engsten Freunden. Kurz vor Abflug begann ich dann auch mal meine Koffer zu packen. Dafür nahm ich mir – wie immer, wenn ich verreise – die wenigste Zeit. Samstags gegen Mittag fing ich an aufzuschreiben was ich gebrauchen könnte und gegen Nachmittag fand sich das erste Teil an der Sammelstelle ein. Es war wohl wieder eine Freude mich beim Packen zu beobachten – sarkastische und ironische Bemerkungen ließen nicht lange auf sich warten. Mangels Elan und Lust dauerte die erste Pack-Session nicht sehr lange, wodurch ich Sonntags Morgens erneut begann. Nachmittags war es dann aber endlich geschafft und ich konnte mich der letzten Verabschiedungszusammenkunft hingeben. Montags früh gings dann zu meinen Eltern. Dort wurden dann noch schnell auf den letzten Drücker noch ausstehende Erledigungen gemacht und dann gings auch schon los zum Flughafen. 

Fazit des Urlaubs: Intention eingehalten – alles richtig gemacht :) da kann die Ausreise ja kommen!

Das wars dann auch schon…


….mit der Vorbereitung. Drei Wochen sind wirklich arg kurz. Da könnte man doch bestimmt noch mehr (sinnvolles) machen…aber als NFPler hat man da nicht so den Zugang. Immerhin bekommen wir auch die „Interkulturelle Kompetenz und Landesanalyse (IKL)“. Das ist schonmal viel wert!
Nachdem in der ersten Woche viel administratives geregelt wurde ging es damit in der zweiten Woche auch schön weiter. Die Terminologie wurde auch weiter voran getrieben mit all ihren für mich vorhandenen Tücken. Aber wie immer: ich hab mein Bestes gegeben und auch dies gemeistert (wobei ich immer noch nicht weiß, was der Ex-DED mit Kennzahlen meint. Das was ich unter Kennzahlen verstehe betiteln die mit „Indikatoren“, die ich wiederum eher in die Chemie sortieren würde…). Wie dem auch sei, ich hab es geschafft :) 

Karneval im Rheinland bin ich dank eines Hamburg-Kurztrips unbeschadet entgangen. Allein die Rückreise am Rosenmontag hat mir gereicht…ich kam in Bonn am Hauptbahnhof direkt in die Vorhölle. Meine Mitfahrgelegenheit setzte mich dort ab, damit ich weiter nach Bad Honnef fahren konnte. Zu dem Zeitpunkt war wohl grad der Umzug zu Ende und diese ganzen betrunkenen, übertrieben gut gelaunten, verkleideten Menschen wollten das Gleiche wie ich: mit der S-Bahn fahren!! Aber auch das hab ich überlebt…mein MP3-Player war glücklicherweise in der Lage so laut in mein Ohr zu dudeln, dass ich drum herum das Getöse nicht mehr mitbekam.

Da der Rosenmontag frei war wurde uns bei der IKL-Woche (Erklärung der Abkürzung siehe weiter oben im Text) ein ganzer Tag geklaut. War nicht nett, aber auch nicht zu ändern. Mussten wir dann wohl durch. Wo ich auch durch musste war die Landesanalyse für Palästina. Die für Jordanien fand nicht statt, da ich alleinige Ausreisende war und das Budget für NFPler Einzelunterricht nicht zulässt. Wäre ein Entwicklungshelfer oder jemand von einer anderen Organisation noch angemeldet gewesen hätte es stattgefunden, aber so nicht. Egal, ich hab mich trotzdem gefreut teilnehmen zu dürfen. Sind ja auch genug Palästinenser in Jordanien (um genau zu sein 50%), so dass ich es garnicht so ganz unsinnig fand dort beizuwohnen. Nun weiß ich auch jede Menge über Palästina. Wer weiß wofür das mal gut ist :) wie heißt es immer so schön: alles hat einen Sinn, auch wenn man manchmal länger danach suchen muss. 

Am Ende zurückblickend kann man auf jeden Fall mal sagen, dass es schöne drei Wochen waren in Bad Honnef. Ich hab viele nette Menschen kennen gelernt, manche auch etwas besser, und ich hoffe, dass man weiter ein bissl in Kontakt bleiben kann, auch wenn wir alle über die ganze Welt verstreut sein werden. Aber im heutigen Zeitalter der modernen Kommunikationsmedien sollte das ja zu machen sein. Und außerdem: man sieht sich immer zweimal im Leben.

Und dann heißt es auch schon: ab in den Urlaub!! Vorbereitung abgeschlossen – auf zu neuen Ufern!