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Montag, 28. März 2011

Aller Anfang ist schwer....

...aber mit den richtigen Leuten hat man es dann doch irgendwie schon wieder leicht. Und mit meinen Interims-Gasteltern hab ich echt Sonne. Riesen Glück gehabt!! Sie machen es mir wirklich leicht mich hier einzugewöhnen und bringen mir die Wichtigsten Dinge im arabischen Leben bei und zeigen mir alles was ich brauche und helfen mir wo und wie sie nur können. Einfach großartig!!

Wichtig ist zum Beispiel, dass man lernt wie man mit dem Bus hier fährt. Für mich ist dies im Speziellen sehr wichtig, da ich ja kein Auto zur Verfügung hab. Das Schwierigste am Busfahren ist, dass es keine Fahrpläne und nur wenige feste Haltestellen gibt (wobei man sagen muss, dass es schon Haltestellen gibt, aber diese sind nicht alle kenntlich gemacht). Da es keine Fahrpläne gibt weiß man nie wann wo ein Bus kommt. Also wenn man es eilig hat oder zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein muss empfiehlt es sich nicht den Bus zu nehmen...
Es gibt unterschiedliche Arten von Bussen: die "Überlandbusse" mit denen man bspw. nach Aqaba oder Petra kommt, die kleinen weißen Busse und die etwas größeren blauen Busse.
- Will man Überland fahren gibt es feste Busstationen an denen man sich einfinden muss. Von dort aus fährt der Bus dann los sobald er voll ist. Kann mitunter etwas länger dauern...
- Die größeren blauen Busse sind mit Nummer gekennzeichnet die einem sagen wo der Bus hinfährt, vorausgesetzt man weiß es, denn mehr als die Nummer ist nicht ersichtlich (zur Not den Fahrer fragen, der spricht aber eigentlich nie eine andere Sprache außer arabisch). Diese Busse halten an festgesetzten Haltestellen, z.b. vor einem Kreisel, unter einer Brücke oder an richtigen Bushaltestellen. Aber ein Bus hält auch nur an, wenn noch Platz ist für die Menschen die an der "Haltestelle" stehen. Man kann aber nur an den "Haltestellen" einsteigen, also diese Busse kann man nicht einfach ranwinken. Mit diesen Bussen kommt die großen Straßen entlang.
- Die kleinen weißen Busse halten irgendwie überall, wenn man sie ranwinkt - vorausgesetzt es ist noch Platz drin...der Bus selbst hat eine Art Schaffner, der die Tür aufmacht und später das Geld kassiert. Diesen kann man dann fragen wo der Bus hinfährt, vorausgesetzt er spricht noch eine andere Sprache als arabisch. Fährt er in die gewünschte Richtung steigt man ein. Was es kostet sagt einem der Schaffner dann sobald der Bus losgefahren ist. Mit den kleinen weißen Bussen kommt man auch ins nahegelegene Umland von Amman, z.B. Salt oder Jerash. Sie fahren aber auch kleinere Straßen entlang in Amman. Will man aussteigen sagt man dem Schaffner Bescheid und man wird einfach rausgelassen, egal ob eine Haltestelle da ist oder nicht. Steht man allerdings an einer "Starthaltestelle" fährt auch dieser Bus nur los, wenn er voll ist. Ist man eine große Gruppe fährt so ein Bus auch mal eine andere Strecke als die die er eigentlich zu fahren hätte...ansonsten haben diese Busse auch feste Strecken, die aber nicht auf den Bussen draufstehen...muss man immer fragen...
Das tolle am Busfahren ist, dass man als Frau immer einen Sitzplatz bekommt. Das heißt, steigt man ein sortiert der Schaffner die Leute um, so dass eine Frau einen Sitzplatz bekommt. Männer stehen immer für Frauen auf, auch wenn sie alt und gebrechlich sind. Als Frau muss man diesen Platz immer annehmen. Ist ein alter Mann aufgestanden für Platz zu machen steht in der Regel direkt ein jüngere Mann auf um den alten Mann sitzen zu lassen. Auch wenn ein Doppelsitz nur mit einem Mann besetzt ist steht dieser auf, da Frauen und Männer nicht nebeneinander sitzen dürfen im Bus, es sei denn man ist verwandt oder verschwägert. Außerdem ist Busfahren nicht arg teuer. Das ist auch sehr praktisch. Nach Salt und zurück kostet es z.B.mit einem kleinen weißen Bus grade mal 1,600JD (1,60€), wobei die Preise irgendwie schwanken. Liegt wohl in der Laune des Schaffners wieviel er einem kassiert. Die blauen Busse haben aber wohl feste Preise für die Strecken.
Meine Gastmutter hat mir das Busfahren erklärt und beigebracht, indem wir spontan nach Salt gefahren sind. Schöne Stadt :) leider waren die Geschäfte und so zu, da Wochenende war, aber ich fahr bestimmt nochmal hin :)

Weiterhin muss man auch lernen mit dem Taxi zu fahren. Wichtig ist hier, dass man als Frau immer hinten einsteigt. Außerdem muss man immer wissen wie man da hin kommt wo man hin will. Und das nicht in Straßennamen! Die Straßennamen gibt es noch nicht so lange und die kennt auch niemand!! Es sind nur ein paar sehr wenige große Straßen die die Fahrer beim Namen kennen. Am Besten ist es immer, wenn man ein großes Hotel, einen großen Kreisel (z.B. Sport City Circle oder einen der acht Hauptkreisel), eine Shopping Mall oder ein wichtiges großes Gebäude in der Nähe des Ziels kennt. Da hat man dann schon Glück, dass der Fahrer weiß wo das ist. Kennt man sowas nicht, hat man verloren. Von dem "bekannten" großen Ziel in der Nähe des eigentlichen Ziels geht man dann zu Fuß weiter oder lots den Fahrer per Rechts-Links-Kombi zum gewünschten Zielort. Man muss auch drauf achten, dass der Fahrer das Taxometer beim Losfahren einschaltet, da man ansonsten übern Tisch gezogen wird was den Preis angeht. Taxifahren ist auch ziemlich billig hier, kostet etwa das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zum Busfahren, aber für 3,000JD (3,00€) kommt man einmal quer durch die Stadt.
Achtung: beim Einsteigen fragen, ob der Fahrer englisch oder deutsch spricht. Das tun sie nicht alle. Wenn er nur arabisch kann (und man selber nicht) ist es quasi nicht möglich ihm mitzuteilen wo man hin will...
Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Taxis: die weißen und die gelben Taxis. Die weißen Taxis fahren Überlandstrecken, also zu Zielen außerhalb Ammans, und die speziellen weißen Taxis fahren von bestimmten Startorten auch nach Damaskus. Will man in der Stadt irgendwo hin muss man ein gelbes Taxi nehmen. Die gelben Taxis winkt man sich einfach ran. Stellt auch kein Problem dar, da hier jede Menge davon rumfahren. Mit Taxis kommt man am Schnellsten zum gewünschten Ziel und hat auch die Chance pünktlich zu sein, vorausgesetzt der Verkehr lässt es zu. Und außerdem ist es auch nicht schwierig ein freies Taxi zu finden. Die Fahrer kommen hupender Weise von hinten angefahren, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Es ist in Arabien nämlich eine sehr unnatürliche Anwandlung zu Fuß zu gehen. Und um dem Drang der eigenen Ertüchtigung entgegenzuwirken hupen Taxis alle Fußgänger an, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht gut ist zu Fuß zu gehen und sie stattdessen bei ihnen einsteigen sollen....

Die leichteste Variante der Fortbewegung ist das Fahren mit dem eigenen Auto. Wobei auch das zu einem Nerventest werden kann in Anbetracht des sehr hohen Verkehrsaufkommens hier...die Straßen haben keine Spuren eingezeichnet und so fahren so viele Autos nebeneinander wie nebeneinander passen. Das variiert dann zwischen 1-5 Auto pro Fahrtrichtung. Wichtigster Bestandteil des Autos ist die Hupe. Die wird immer betätigt: sobald die Ampel grün wird, um dem Vordermann mitzuteilen, dass die Ampel grün ist; wenn der neben einem Fahrende ein bissl mehr Platz machen soll damit man vorbei kommt; wenn Fußgänger am Straßenrand laufen, damit diese wissen, dass man angefahren kommt; wenn man "die Spur" wechseln will, damit die anderen einen reinlassen; etc...außerdem muss man beim Fahren immer konzentriert sein, da die Araber ihr Multitasking-Talent bevorzugt beim Autofahren ausleben...Kaffee trinken, telefonieren, Zeitung lesen und rauchen gleichzeitig - da wird das eigentliche Auto fahren zur Nebensache. Es empfiehlt sich auch die Warnblinkanlage zu betätigen, wenn der rollende Verkehr wegen einer Ampel oder ähnlichem zum Stehen kommt. Das wird hier in der Praxis so gehandhabt, damit man sicher gehen kann, dass der Hintermann von seiner Multitaskingablenkung mal zu Abwechslung auf die Straße guckt, sieht, dass der Verkehr zum Stehen kommt und somit davor bewahrt wird sich auf der Anhängerkupplung der Vordermanns einzuklinken.... Wegen dem hohen Verkehrsaufkommen stehen auch überall Verkehrspolizisten die zusätzlich zu Ampel und den "Kreisverkehrregeln" den Verkehr regeln. Anders würde es hier wohl nie vorwärts gehen bzw. dauernd zu Unfällen kommen...es ist aber sehr interessant, wenn man sich das Treiben so anguckt und vorallem anhört: die Autofahrer versuchen hupender Weise voran zukommen und der Verkehrspolizist pustet hochmotiviert ohne erkennbaren Rhythmus und Zusammenhang in seine Trillerpfeife. Ein durchaus sehr amüsantes Spektakel! allgemein gilt aber: der Schnellere gewinnt. Frechheit siegt. Bloß nicht rücksichtsvoll fahren, sonnst kommt man überhaupt nicht vorwärts.

Straßen sind hier auch sehr interessant. Hier ist es ja sehr sehr hügelig, mitunter auch steil. Das bedeutet, dass auch die Straßen sehr steil sind. Man könnte sagen, dass eine Straße einfach eine Teerschicht ist, die über den Berg gezogen wird. So sind Steigungen von gefühlten 90% möglich...teilweise muss selbst ein Allrad-6Gang-Pickup im ersten Gang stark kämpfen, dass er überhaupt oben ankommt! Zum Kontrollieren der Fortbewegungsgeschwindigkeit sind eigentlich alle Straßen in bestimmten Abständen mit Teerhügeln versehen, die die Fahrer zwingen abzubremsen...ansonsten würden sie wohl permanent zu schnell fahren (sobald es der Verkehr zu lässt...)...

Und das Letzte was mir an dieser Stelle einfällt womit man noch umzugehen lernen muss ist das Geld. In Jordanien bezahlt man mit "Jordanischen Dinar", kurz JD. Umrechnen in Euro ist sehr einfach: 1JD=1€. Wie genau dann jedoch die Untereinheit der JD gerechnet wird lässt mich momentan noch etwas rätseln. Genannt wird diese Einheit Fils. Alle Preise werden in Tausender angeben. Also sieht man eine dreistellige Zahl ist es noch kein JD, sondern sind es noch Fils. Sieht man eine vierstellige Zahl ist es dann >=1JD. Von den Münzen her gibt es entweder 1/2JD (500Fils), 1/4JD (250Fils) oder noch 10Piastres und 5Piastres Stücke...soweit ich das jetzt verstanden hab nimmt man 3x ein 10Piastres Stück, um auf 300Fils zu kommen, usw...aber ob das jetzt so stimmt muss ich mal noch eroieren...

Was man auch noch wissen muss: Wochenende hier ist Freitag-Samstag, im Gegensatz zu Samstag-Sonntag in Europa!!! Dies liegt daran, dass der Freitag der Hauptgebetstag im Islam ist. Also merkt euch alle: ich habe Freitag-Samstag Wochenende und gehe von Sonntag-Donnerstag arbeiten!

So das wärs dann mal an dieser Stelle mit grundlegenden wichtigen Infos zum Leben in Jordanien. Hat man das alles kapiert und verinnerlicht kann einem (fast) nix mehr passieren. Aber auch wenn man es noch nicht so ganz kapiert hat kommt man schon gut klar, da alle Jordanier super nett und extrem hilfsbereit sind. Man hat keinerlei Probleme, solange man jemanden findet mit dem man die gleiche Sprache spricht. Sie helfen alle - und das gerne. Also wenn man nicht mehr weiter weiß, einfach fragen. Dann klappts bestimmt :)

Soweit dann man von mir. Ich weiß, es war viel Text, aber so ein bissl "interkulturelle Kompetenz" möchte ich ja schon weitergeben ;) dank meiner großartigen Gasteltern weiß ich das jetzt alles (und auch noch ein bissl mehr) und bin für einen guten Beginn in Jordanien gerüstet :) ein besonderes Dankeschön nochmal an Jürgen und Christine!!

1 Kommentar:

  1. Also das mit dem Hupen kenne ich von Shanghai bzw. Peking... die Hupen auch dauernd... nur der Grund ist nicht immer ersichtlich. :-) Gruss Corina

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