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Mittwoch, 7. März 2012

Vorschriften, Regularien, Normen, etc.

Manchmal fragt man sich doch, warum es in Deutschland so viele Vorschriften, Regularien, Normen, Richtlinien, usw. gibt. Fast die ganze Welt macht sich über diesen Tatbestand lustig, bedient sich derer gerne, um den einzelnen Deutschen damit aufzuziehen und unser Volk als überorganisiert und sehr demokratisch hinzustellen. Aber die Tatsache des Vorhandenseins eines solchen Dokuments ist ja den Deutschen nicht genug, sondern die Einhaltung derer wird akribisch verfolgt und Verstöße geahndet. Ein Gefundenes Fressen für jeglichen Zyniker.
Am 05.03.2012 wurde jedoch hier in Amman anschaulich demonstriert warum es doch durchaus sinnvoll sein kann, an der ein oder anderen Stelle solch eine Richtlinie oder Vorschrift einzuführen und auf deren Einhaltung zu bestehen.
So geschah es, dass einer der kleinen, melodischen Gaslasterchen wieder munter seine Runde drehte als plötzlich dem Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufging. Er fuhr auf der Hauptverkehrsstraße zwischen Zarqa und Amman als er (unerwartet und untypisch für jeden jordanischen Autofahrer) in den Rückspiegel schaute und sah, dass eine seiner geladenen 50l-Propanolgasflaschen Feuer gefangen hatte. Als er anhielt und das Feuer löschen wollte wurde ihm bewusst, dass es wohl nicht so einfach sein würde zu löschen, da er keinen Feuerlöscher an Bord hatte. Während dieser Überlegung sprang das Feuer bereits auf die anderen 50 geladenen Gasflaschen über, was den Mann dazu veranlasste die Beine in die Hand zu nehmen und um sein Leben zu laufen. Es war nämlich morgen und die Flaschen noch alle gefüllt. Wenige Zeit später kam es wie es kommen musste. Ein wunderschönes, lautes Knallkonzert mit umherfliegenden Gasflaschen. Das Leben musste glücklicherweise niemand lassen, allerdings wurden vier Menschen zum Teil sehr schwer verletzt und einige Autos, die auf der sehr stark frequentierten Fahrbahn unterwegs waren, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Feuerwehr löschte das Ausmaß - nicht nur der Laster, sondern auch die angrenzenden Läden loderten freudig vor sich hin - und die Zeitung und das Internet lieferten ein paar Bilder, die ich euch hier natürlich nicht vorenthalten möchte.


Was von dem Laster noch übrig war


Und die Moral von der Geschicht', verspotte deutsche Regeln nicht. Sie retten Leben, lindern Gefahren und machen unser Leben an allen möglichen Stellen sicherer!

Für alle, die mit dem "Gaslaster" an sich nichts anfangen können, hier noch ein paar Erklärungen zu der Sache an sich:
Gekocht und geheizt wird hauptsächlich mit Gas, Propanol soweit ich weiß. Dazu werden 50l-Gasflaschen benutzt, die dann an die entsprechende Apparatur angeschlossen werden. Ist eine Flasche leer, so braucht man natürlich eine neue Flasche. Dazu gibt es die Gaslaster. Sie fahren überall in der Stadt herum, mit lauter Melodie, so dass man auch hört, wenn er vorbeifährt. Sie sind in feste Regionen eingeteilt und fahren die gleiche Strecke jeden Tag (7 Tage die Woche) von etwa 7Uhr morgens bis 8Uhr abends immer im Kreis. Braucht man eine neue Flasche läuft man einfach raus auf die Straße wedelt mit den Armen und kauft beim Lasterfahrer eine neue Flasche, wobei man ihm die alte Flasche wieder mitgibt. Die Flaschen sind dicht an dicht auf der Ladefläche zusammengepfercht, manchmal liegen sogar noch Flaschen lose oben drauf. Der Umgang mit den Gasflaschen ist nicht gerade der sichereste, sie fallen zu Boden, werden verdellt und eingebeult dabei, sowohl an der Flasche selbst, den Griffen, als auch am Verschluss. Dieser hier erwähnte Gaslaster hatte keinen Feuerlöscher, manche haben einen an Board, aber der ist dann in unheimlich viele Schichten Folie eingewickelt, sodass er bei Gefahr in Verzug absolut keine Hilfe ist.

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