Umm Qais (oder auch Umm Qays) war eine der Dekapolis-Städte wie auch Jerash und Amman. Damals war sie allerdings noch unter dem Namen "Gadara" bekannt. Es liegt im Norden Jordanien, östlich des Jordans, etwa 10km Luftlinie (südöstlich) entfernt vom Südende des See Genezareths im fruchtbaren Yarmuk-Tal. Gadara war damals vorallem für den intellektuellen Einfluss bekannt, den zahlreiche Schriftsteller bezeugen. Gegründet wurde Gadara im frühen 3. Jahrhundert v.Chr. von hellenistische Herrscherdynastie der Ptolomäer. Die Blütezeit war unter den Römern, wo es seit 64 v.Chr. Teil der römischen Provinz Syrien war, sowie den Byzantinern. Aber auch die Umayyaden erweiterten die Stadt noch um zahlreiche Bauten. Die Zerstörung der Stadt geht auf eine Reihe von schweren Erdbeben zurück, das verheerendste ereignete sich Mitte des 8. Jahrhunderts n.Chr..
Die Stadt an sich ist fast komplett aus schwarzem Basalt auf einer Hochebene (350müNN) gebaut worden, von wo aus man (bei gutem Wetter, was heißt kein Nebel, kein Dunst) die Golanhöhen, den See Genezareth sowie das Yarmuk- und Jordantal sehen kann.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt wiederentdeckt, Ausgrabungen starteten durch den jordanischen Antikendienst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Seit 1965 werden die Ausgrabungen vom "Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaften des Heiligen Landes" durchgeführt, in Kooperation mit verschiedenen deutschen Hochschulen und seit 1987 auch zusammen mit dem
Deutsches Archäologisches Institut, welches zahlreiche weiterführende Informationen auf seinem Internetauftritt zu Gadara bereitstellt. Die Grabungsarbeiten sind noch lange nicht fertig, aber es gibt schon einiges zu sehen.
Natürlich wird auch dieser Ort wiedermal in der Bibel erwähnt. Wer erinnert sich an die Erzählung von Jesus und der Schweineherde? In Matthäus 8:28-34 steht geschrieben, dass Jesus mit seinen Jünger am anderen Ufer des See Genezareth in Gadara (oder "im Land der Gadarener) ankommt und dort von Dämonen befallene Männer heilt. Die Dämonen fahren von den Männern in eine Schweineherde, woraufhin die ganze Herde losrennt, über die Klippen stürzt und im See ertrinkt.
Aber genug der Fakten.
Ich war natürlich auch da und hab mir das Ganze mal angeschaut. Am 13.03.2012 hat mich Tara mit ihrer Familie auf einen Tagesausflug nach Umm Qais mitgenommen. Autofahrt von Amman aus über Irbid dauert etwa 2h. Immer gen Norden fahren und den Schildern folgen, dann ist das auch garnicht schwer zu finden :) (Eintritt mit Residency ist übrigens kostenlos, ohne Residency bezahlt man 1JD, Öffnungszeiten täglich von morgens um 7Uhr bis Sonnenuntergang).
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Mit der Beeny-Family unterwegs in Umm Qais. Hier noch zwischen den spätosmanischen Häusern am Eingang zum eigentlichen Gadara, die im 19. Jahrhundert aus den Steinen der antiken Stadt gebaut wurden. |
Und nun trete man hier an zu einem kleinen, nicht ganz so virtuellen, aber dafür digitalen und kostenlosen Rundgang durch Gadara, geführt von meiner kleinen Wenigkeit:
Das Westtheater (der erste Punkt an dem man nach dem Eingang vorbei kommt) wurde im 2. Jahrhunder n.Chr., eingebettet in den Westabhang der Akropolis, vollständig aus Basalt erbaut. Es bietet auf seinen drei Stockwerken Platz für etwa 3000 Zuschauer. Hier wurden neben Schauspielen (Tragödien und Komödien) auch religiöse und politische Feierlichkeiten abgehalten. Das Westtheater is aber nur eines von insgesamt drei Theatern, die zu Gadara gehörten.
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Das Westtheater |
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Das Westtheater - der Entwässerungsgraben unter der Bühne |
Die Ladenstraße beheimatete etwa zwei Dutzend überwölbte Läden. An ihr kommt man unweigerlich vorbei, wenn man vom Westtheater weiter in die Stadt reinläuft.
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Die Ladenstraße |
Überhalb der Ladenstraße sieht man dann im Vorbeilaufen schon die großen Säulen der Kirchenterrasse.
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Die Ladenstraße (unten) und die Kirchenterrasse (oben) |
Auf der Kirchenterrasse, die im 2. Jahrhundert n.Chr. angelegt wurde, befanden sich zu byzantinischer und frühislamischer Zeit zwei Kirchen. Heute noch deutlich zu sehen ist eine Kirche vom Typ des Zentralbaus - eine viereckige Kirche mit einem achteckigen Innenraum - aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n.Chr., an die sich im Westen eine Vorhalle und im Norden ein Artrium anschlossen. An die Südseite würde im späteren Verlauf des 6. Jahrhunderts n.Chr. eine kleine dreischiffige Basilika angebaut.
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Die Kirchenterrasse |
Was natürlich in keiner römischen Stadt fehlen darf ist das Nymphäum. Dieses war verbunden mit dem sehr durchdachten und ausgeklügelten Tunnelsystem zur Wasserversorgung
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Das Nymphäum |
Im folgenden sieht man die Überreste der Hauptstraße von Gadara, die von Westen nach Osten führt, dem säulengesäumten Decumanus Maximus.
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Die Hauptstraße mit Blick Richtung Westen |
Bei den nächsten vier Bildern bin ich leider der Zuordnung überfragt. Man gelangt dorthin, wenn man der Hauptstraße weiter Richtung Westen folgt. Kurz vor der Stadtmauer sieht man dann links (gegen Süden) sieht man dann die folgenden ausgegrabenen und teilweise wieder hergerichteten Gebilde. Verzeiht mir, dass ich es nicht zuordnen kann, aber ich dachte es ist dennoch schön genug, um es zu zeigen :)
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Was auch immer kurz vor der Stadtmauer - leider keine Ahnung was es ist... |
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Was auch immer kurz vor der Stadtmauer - leider keine Ahnung was es ist... |
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Was auch immer kurz vor der Stadtmauer - leider keine Ahnung was es ist... |
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Laut Karte müssten dies hier die Therme kurz vor der Stadtmauer gewesen sein. |
Folgt man der Hauptstraße weiter Richtung Westen, stößt man außerhalb der Stadtmauern auf ein unterirdisches, römisches Mausoleum, ebenfalls aus Basalt gebaut, welches sich damals unter dem Mittelschiff einer fünfschiffigen Basilika befand. Dieses Mausoleum wurde möglicherweise mit der Wunderheilung zweier Besessener durch Jesus (siehe Erzählung aus Matthäus-Evangelium weiter oben) in Verbindung gebracht, die in Gräber vor der Stadt hausten.
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Unterirdisches Mausoleum außerhalb der Stadtmauern |
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Unterirdisches Mausoleum außerhalb der Stadtmauern |
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Unterirdisches Mausoleum außerhalb der Stadtmauern |
Neben dem unterirdischen Mausoleum findet man die Überreste einer fünfschiffigen Basilika, welche nahezu quadratische Grundmauern hat. Sie wurde Mitte des 4. Jahrhunderts n.Chr. erbaut. In der frühislamischen Zeit wurde sie noch als Kirche benutzt, aber kurz nach den Kreuzzügen durch Verlegung des Eingangs nach Norden in eine Moschee verwandelt.
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Fünfschiffige Basilika außerhalb der Stadtmauern |
Mit etwas Fantasie kann man auf dem nachfolgenden Bild einen Tempel erkennen :) dieser wurde auf einer künstlich angelegten Terasse gegenüber des Nordtheaters angelegt. Es handelt sich hierbei um einen Podiumstempel dorischer Ordnung mit querliegender Vorhalle, langgestrecktem Hauptraum und rückwärtigem Treppenraum. Gebaut wurde der Tempel aus weichem Kalkstein, außen mit weißem Stuck überzogen, an dem man noch Überreste von Bemalung finden konnte. Die Bauarbeiten begannen schon Mitte 2. Jahrhundert v.Chr., jedoch wurde der Bau erst im frühen 1. Jahrhundert v.Chr. abgeschlossen. Vermutlich wurde der Tempel der Gottheit Zeus Olympios gewidmet, dessen Statuette man innerhalb des Heiligtums gefunden hatte.
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Hellenistischer Tempel |
Und zum Abschluss noch eine Runde durchs Museum. Da findet man wie immer alles was so ausgegraben und für wichtig befunden wurde.
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Das Museum |
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Das Museum |
Wie man hier sieht wird noch immer ausgegraben und geforscht und gearbeitet, um Gadara vollständig zu erschließen. Die Jungs hier waren Einheimische, die ausländischen Experten-Trupps machen nur 2-3mal im Jahr Exkursionen vor Ort.
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Fertig ist man noch lange nicht mit den Ausgrabungen. Drum wird noch schön weiter gebuddelt :) |
Leider war es etwas arg diesig als wir in Umm Qais waren...aber ich benühe einfach nochmal die allgemeine Fantasie, um darzulegen, dass man hier jetzt schön die Golanhöhen und den See Genezareth sieht bzw. sehen könnte....
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Man stelle sich vor es sei nicht so ganz so diesig. In diese Blickrichtung sieht man bei sehr gutem Wetter den See Genezareth und auch die Golanhöhen sind eigentlich von Umm Qais aus zu sehen. |