Fährt man also von Amman aus in den östlichen Teil Jordaniens, also in die absolute Wüste in Richtung Irak, der Heimat der Beduinen, kommt man also an den bekanntesten Wüstenschlössern vorbei. Dabei handelt es sich um befestigte archichtektonische Meisterwerke, die in der ersten Häfte des 8. Jahrhunderts von den Kalifen der Umayyadendynastie gebaut wurden. Sie dienten mit ihren Hammams (arab. für Bäder) und der raffinierten Einrichtung zum Erholen und Vergnügen, ganz nach der Lebensweise zwischen Jagden, Banketten und poetischen Wettbewerben entsprechend. Außerdem hatten die Schlösser eine strategische Aufgabe: die Schlossherren organisierten Jagdpartien mit prachtvollen Empfängen für die Beduinenoberhäupter, um sich damit die Treue der Nomadenstämme zu sichern, was direkten Einfluss auf die Sicherheit ihres Volkes und Reiches hatte. Sie dienten folglich dem Machterhalt der Kalifen. Weiterhin dienten die Schlösser der Karawanserei als Schutz und Erholung für Karawanan, die durch das Umayyadenreich zogen, der Landwirtschaft (zur Zeit der Kalifendynastie der Umayyaden 661-750 n. Chr.war die heutige Wüsten-und Steppenlandschaft fruchtbares, landwirtschaftlich nutzbares Land) und dem Handel.
Qasr al-Kharana
Etwa 65km östlich von Amman liegt dieses Wüstenschloss. Welche Funktion es genau hatte ist immer noch in Diskussion. Experten streiten dabei um die folgenden drei Möglichkeiten:
- Verteidigungsfestung
- Karawanserei
- oder Rückzugsort für die Umayyaden-Führer zur Besprechung von Staatsangelegenheiten
Laut dem jordanischen Department of Antiquities ist die weitläufig am meisten akzeptierte Funktion allerdings ein khan (eine Art Gasthaus). Wenn dies jedoch stimmt wäre dieses Wüstenschloss das früheste bekannte khan der islamischen Zeit.
Qasr Kharana |
Das Qasr al-Kharana ist das am besten erhaltene unter den Wüstenschlössern. Inschriften im zweiten Stock lassen vermuten, dass das Schloss im Jahre 711 n.Chr. in der Zeit des Kalifen al-Walid ibn 'Abd al-Malik gebaut wurde. Das zweistöckige Gebäude ist quadratischer Natur mit einer Seitenlänge von 35m. Es verfügt über 61 (!!) Räume und Ställe. Diese wurden von schrägen, Staub abwehrenden, durch die dicken Mauern verlaufenden Belüftungsschlitzen, die von außen wie Schießscharten anmuten, mit kühlender Luft versorgt.
Übersichtsplan über die beiden Stockwerke des Schlosses |
Treppenaufgang |
Innenhof |
Einer der zahlreichen Räume |
Qasr Amra
Fährt man vom Qasr al-Kharana weiter den Highway entlang Richtung Azraq kommt man nach etwa 20km zum Qasr Amra. Erbaut wurde es im frühen 8. Jahrhundert n.Chr., zu datieren etwa in der Zeit des Qasr al-Kharana, außer Sichtweite anderer antiker Siedlungen. Zur Zeit der Ummayaden wurde es hauptsächlich als Jagd- und Badelandhaus genutzt. Wiederentdeckt von dem österreichisch-ungarischen Orientalisten Alois Musil im Jahr 1898. Dieses kleinste aller Wüstenschlösser wurde aufgrund seiner Wandmalereien zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt und wird auch als Schönstes der Wüstenschlösser bezeichnet.
Qasr al-Amra |
Tiefbrunnen des Qasr al-Amra |
Wandgemälde |
Die Wichtigkeit dieser Wandmalereien für die islamische Kunst liegt darin, dass sie zeigen, dass das Verbot der Anfertigung naturgetreuer Bilder eine spätere Entwicklung des Islams war. Bei den Fresken in Qasr al-Amra handelt es sich um rein säkulare Kunst, d.h. keinen religiösen Charakter tragen und somit auch das Privatleben darstellen.
Wandgemälde |
Deckengemälde |
Freskien von halbnackten und nackten Frauen |
Hinweis:
Man bezahlt nur einmal Eintritt und kann dann beide Wüstenschlösser besuchen. Öffnungszeiten (variieren Sommer zu Winter) sollten natürlich beachtet werden, sonst steht man vor verschlossener Tür.
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