...alleine mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro zu fahren. Und es war garnicht schwierig.
Um sicher zu gehen, dass ich pünktlich im Büro bin hab ich mich einfach mal 1,5h vor meinem Meeting auf den Weg gemacht. Aus der Tür raus bin ich zur Hauptverkehrsstraße gegangen und hab mich dort mal in die Richtung bewegt in die ich fahren möchte. Bevor ich los bin hab ich mich schonmal bei Google Earth (ohne das findet man hier mit Sicherheit niemals die Wege, die man braucht um ans Ziel zu kommen) angeguckt wie ich wohl zum GIZ Büro komme. Zur Sicherheit hab ich mich aber noch mit einem Stadtplan bewaffnet. Vorgenommen hab ich mir mit dem Bus hinzufahren. Und wie ihr alle schon gelesen habt ist Busfahren garnicht so einfach...wie dem auch sei, ich bin die Hauptverkehrsstraße vom Sport City Kreisel in Richtung Zahran Street (die Straße deren Name kaum jemand kennt, aber die wichtigsten durchnummerierten acht Kreisel sind) gelaufen und hab nach einem Bus oder einer Bushaltestelle Ausschau gehalten. Unter einer Brücke sah ich dann eine Ansammlung Menschen. Ich sprach eine jüngere Frau an, die mit Lehrbüchern unterm Arm da stand. Lehrbücher sind immer ein gutes Anzeichen dafür, dass der Mensch des Englischen mächtig ist. Und ich vermutete richtig: die Dame sprach sehr gut englisch (Lehrerin an der Universität) und es handelte sich um eine Bushaltestelle. Sie wies mich netter Weise darauf hin, dass vor etwa 10 Minuten ein Bus vorbei kam, dieser aber voll war, und sie nicht wisse wann der Nächste käme...wenn ich es eilig hätte solle ich doch besser ein Taxi nehme, da es auch durchaus eine halbe Stunde dauern könnte bis der nächste Bus käme. Aber ich hatte es ja nicht eilig. Hab mir ja extra genug Zeit genommen, um das mit dem Busfahren hinzubekommen. Also warteten wir zusammen mit bestimmt 20 weiteren Menschen. Die Zeit verging, wir unterhielten und prächtig, es fuhren bestimmt 4 volle Busse an uns vorbei und nach guten 30 Minuten hielt dann endlich ein großer blauer Bus an. Sie klärte dann mit dem Fahrer für mich auf arabisch, dass er auch wirklich am fünften Circle hält, da ich dort umsteigen müsste. Wir stiegen ein, sie bezahlte für mich mit und wollte dann das Geld nicht haben. Ich konnte es kaum glauben, aber sie lud mich wirklich zu dieser Fahrt ein!! Die 40Fils hätte ich ihr echt gerne gegeben, allein schon weil sie so lieb zu mir war und mir half...aber nein, sie wollte das Geld nicht. Sie schrieb mir dann noch einen kleinen Zettel, auf dem sie in arabischer Schrift und für mich in Lautschrift "siebter Kreisel" (arab. duar sabe'a) schrieb, damit ich das in dem kleinen weißen Bus, in den ich umsteigen musste, dem Schaffner geben kann. Sonst kann ich dem ja nicht mitteilen wo ich hin will meinte sie, da die nur selten englisch sprechen. Am fünften Kreisel angekommen verabschiedete ich mich von ihr und stieg in den bereits wartenden kleinen weißen Bus um. Ich gab meinen Zettel dem Schaffner, sagte noch artig "duar sabe'a", aber er verstand mich nicht und konnte den Zettel nicht lesen. Der Fahrer genauso wenig...also machte sich der Schaffner auf den Weg durch den Bus, um jemand zu finden der englisch sprach. Er fand jemanden, der konnte dann auch den Zettel lesen und mit mir klären, dass ich wirklich und tatsächlich zum siebten Kreisel möchte. Nachdem das geklärt war fuhr der Fahrer dann auch los. Die Fahrt kostete dann 30Fils, was der nette englische sprechende Mensch für mich bezahlte. Auch er wollte das Geld nicht von mir zurück haben!! Unglaublich...ich konnte nix machen. Er nahm einfach das Geld nicht an...am siebten Kreisel angekommen machte ich mich dann zu Fuß weiter auf den Weg Richtung Büro. Glücklicherweise verfüge ich über einen sehr gut ausgeprägten Orientierungssinn, der mich sogar auf dem direkten Weg zum gewünschten Ziel führte. Unterwegs ging ich durch die einzige jordanische Fußgängerzone. Richtig schick, breit, aber nicht sonderlich lang ist sie...und es sind keine Menschen dort zu finden. Dafür aber jede Menge westliche Geschäfte wie bspw. Zara, Adidas, Starbucks usw....ich war echt überrascht sowas zu finden. Ich war davon ausgegangen, dass es in Jordanien keine Fußgängerzonen gibt - aber es gibt tatsächlich diese eine...und die ist sogar noch schick, modern und sauber! Da liegt nirgendwo Müll rum... :)
Insgesamt war ich dann ne gute Stunde unterwegs von zu Hause bis ins Büro. Davon ging ich etwa 5min bis zur "Haltestelle", wartete knappe 30min auf einen nicht vollbesetzten Bus, fuhr 20min mit zwei unterschiedlichen Bussen und ging nochmal etwa 15min zu Fuß. Und ich hab mich weder verfahren noch verlaufen. Bin richtig stolz auf mich, dass ich das dank extrem hilfsbereiter Jordanier so gut hinbekommen habe :) und ich bin für gerade mal 70Fils, die ich noch nicht mal selbst bezahlen musste, einmal quer durch Amman gefahren.
Für den Rückweg suchte ich mir das Taxi als Transportmittel aus. Ich ging vom Büro aus, das in einer Seitenstraße liegt, zu einer größeren Straße und winkte mir ein Taxi heran. Ich hatte sogar direkt beim ersten Taxi Glück, dass der Fahrer englisch sprach. Ich sagte ihm, dass ich doch bitte zum Sport City Kreisel möchte, nur leider wusste er damit nix anzufangen...also nahm ich meine Karte raus, zeigte ihm wo wir derzeit sind und wo ich hin wollte. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, dass ich wohl den "duar medina" meinte...so heißt der Kreisel wohl auf arabisch...konnt ich ja nicht ahnen. Ich nickte einfach mal zustimmen und wir fuhren los. Nach etwa 20min Fahrtzeit und 1,500JD stellte ich dann fest, dass der Sport City Kreisel tatsächlich der duar medina ist. Wieder was gelernt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Taxi fahren zum Büro bzw. vom Büro nach Hause mehr als doppelt so schnell geht wie Bus fahren (wohl auch bedingt durch die Wartezeit), jedoch auch doppelt so teuer ist (wobei beides sehr günstig ist im Vergleich zu Deutschland). Aber der Fußweg vom duar sabe'a zum Büro war wirklich schön. Also wenn ich dann doch mit dem Taxi zum Büro fahre lass ich mich einfach da absetzen. Sollte billiger sein und ich bekomm noch bissl Bewegung und frische Luft :)
Hier jetzt noch nach so viel Text zwei Bilder. Hab die einzige jordanische Fußgängerzone im Stadtteil Sweifieh mal fotografiert, damit ihr bestaunen könnt wie modern es hier doch stellenweise ist :)
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