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Dienstag, 20. September 2011

Cage Worriers

Am 8.9.11 startete in Jordanien zum zweiten Mal das Event der Cage Warriors. Beginn: 18.30Uhr jordanischer Ortszeit. Ort: neue Boxsportarena auf dem Gelände von Sport City (bzw. King Hussein Youth City). Auch ein Weltmeisterschaftskampf wurde angekündigt.
Nun ja, dachte ich mir, guck ich mir mal an wie es da so abgeht. Man muss ja schließlich offen sein für Neues. Meinen Kollegen Reiner fragte ich für meine Begleitung und er willigte ein, seinen Horizont ebenfalls erweitern zu wollen. Also zogen wir los ohne wirklich zu wissen was es ist. Übersetzt heißt "Cage Worriers" soviel wie "Käfigkämpfer". Kann man sich ja schon mal einiges drunter vorstellen. Soviel sei nun schonmal sicher: meine Vorstellung wurde nicht enttäuscht und bei weitem sogar noch übertroffen....

Doch was ist das nun genau, dieses Cage Worriers Ding? Es handelt sich dabei um die Cage Worrier Fighting Championship (CWFC), die eine gemischte Kampfkunst (MMA-mixed martial arts) darstellt die in Großbritannien promoted wird und zum World Wide Cage Network (WWCN) dazugehört. Die Regeln sind nicht ohne weiteres erkennbar...es gibt aber schon so die ein oder andere...man darf beispielsweise nicht spucken, nicht in die Augen stechen, nicht beißen und nicht an den Haaren ziehen. Aber ansonsten ist so gut wie alles erlaubt. Schlagen, treten, mit Ellenbogen oder Knie wo auch immer hinhauen, kratzen, usw...also ähnlich wie Wrestling, nur, dass das alles nicht gestellt ist, sondern wirklich richtig gekämpft wird. Ein Kampf geht über 3 Runden, je nach Klasse 3 oder 5 Minuten pro Runde und natürlich zwischen den Runden noch eine Minute Pause - das alles natürlich nur, wenn nicht vorher einer der beiden Kämpfer k.o geht. Die Kämpfer werden wie beim ich sag mal normalen Boxen in unterschiedliche Gewichtsklassen eingeteilt, es kämpfen sowohl weibliche als auch männliche Paarungen. So weit zu den Rahmenbedingungen. Ach ja, es gibt noch einen Schiedsrichter und das Ganze findet natürlich in einem Käfig statt.

An diesem Abend standen 14 Kämpfe auf dem Programm, davon ein Frauenkampf und ein Weltmeisterschaftskampf. Die sechs Vorkämpfe wurden von Amateuren bestritten, bei jedem Kampf war natürlich ein jordanischer Kämpfer beteiligt, die gegen andere arabische Gegner (Irak, Tunesien, Ägypten) kämpften. Bei den beiden Halb-Profi-Zwischenkämpfen war auch einer mit jordanischer Beteiligung (gegen Ägypten), der andere Kampf fand zwischen Nordirland und Russland statt. Die Profikämpfe wurden nur von Ausländern (England, Schweden, USA, Irland, Frankreich, Island) bestritten, einer davon war unter weiblicher Beteiligung (Irland gegen USA), und live im Fernsehen übertragen.

Und dann gings los. Die Halle voll besetzt mit etwa 2000 begeisterten Fans, davon knapp die Hälfte jordanisches Militär. Die Stimmung war unglaublich. Ein Gejubel und Geschreie ohne Ende. Je heftiger vorne einer verdroschen wurde, umso begeisterter jubelten die Zuschauer. Und wenn dann noch ein Jordanier gewann bebte die Halle, dass man fast von seiner mega unbequemen Sitzschale runterrutschte...neben den ganzen Soldaten waren auch noch Jordanier gehobener Einkommensschicht und Ausländer da. Und nicht nur Männer. Auch Frauen, sowohl welche mit als auch ohne Kopftuch waren quer durch die Halle verstreut. Ebenso wie Kinder im Alter ab 5 Jahre - vielleicht auch jünger.
Die Amateurkämpfe waren irgendwie immer schnell rum und bestanden mehr aus Gerangel als aus Schlagen und Treten...noch nicht mal eine ganze Runde haben die es geschafft, da war schon rum...bei den Halbprofis kam dann das erste Mal das Nummergirl in den Ring. Und man glaubt es kaum - aber sie bekam den meisten Beifall überhaupt! Dabei hatte sie noch richtig viel an...zwar hauteng, aber es war alles bedeckt...wasserstoffblonde lange Haare, die sie immer mal wieder piblikumswirksam neben dem Käfig bürstete, und eng anliegende schwarze Leggings und Shirt, dazu weiße Turnschuhe...und jede Menge Oberweite. Die hat die Zuschauer wohl vom Gesicht abgelenkt, sonst hätten sie wohl aufgehört zu jubeln...
Blut floss relativ wenig. Dabei hatten die Veranstalter extra 3 unmotivierte Ärzte in weißen Kitteln neben den Käfig gesetzt. Sie bewegten sich auch nur während der halbstündigen Pause. Egal was im Käfig passiert und wie sehr die Kämpfer zugerichtet waren, haben die sich nicht einen Millimeter bewegt. Ich behaupte ja mal, dass die nur Dekoration waren...
Der eine Profikampf (Irland gegen Schweden) war allerdings extrem mit Blut behaftet. Direkt am Anfang splitterte bei dem einen Kämpfer durch einen Tritt des Gegners die Nase. Dementsprechend saute er den ganzen Käfigboden und auch seinen Gegner komplett mit Blut ein. Da musste hinterher erstmal gewischt werden. Normalerweise sind Jordanier bei sowas ja überhaupt nicht sparsam mit Wasser - also beim Aufwischen - aber hier kamen sie an mit ein paar Papiertüchern und einer kleinen Flasche Trinkwasser. Zwei drei Schlucke auf den Boden gekippt und dann alles schön großzügig im Käfig verteilt. Sah aus wie sau....aber mehr machten sie nicht...verstehen muss man das wohl nicht...

Nun aber mal genug der langen Worte. Bilder sind angesagt, damit ihr auch mal ne Vorstellung von der ganzen Sache bekommt:

Die Arena: ein Käfig und drum herum jede Menge Technik und Elektronik. Alles auf dem neuesten Stand und nur vom Besten. Sound und Bild unwahrscheinlich gut. Die vier Bildschirme an der Decke die feinste und beste Auflösung. Die Lichter nicht einfach nur Scheinwerfer. Lasershow triffts da schon eher. Und alles finanziert von Jordanien. Armes Land.

Der VIP-Bereich. Schicke weiße Sitzgruppierungen, auf denen so vom Aussehen her nur ausländische Wichtigkeiten Platz nahmen...

...die auch jede Menge Durst hatten...Bier und zwar nicht das alkoholfreie (diese kleine Sammlung stand neben einem Sofa...die anderen Sofas hatten ihre eigene Sammlung)

 Der Star des Abends: das Nummerngirl

Kleiner Blick in die Zuschauer. Jede Menge Soldaten und ansonsten lustig gemischt zwischen Anzugträgern, Jeansträger/innen und Kopftuchträgerinnen

Und nun folgen ein paar Kampfbilder:


 Nein, der auf dem Rückenliegende Kämpfer hat kein rotes T-Shirt an. Er wird gerade nur von seinem Gegner zugeblutet. Selbst schuld würd ich sagen. Was muss der dem auch die Nase zertrümmern...

Die Qualität des Bildschirms kann sich echt sehen lassen.



Voraussetzung um Kämpfer zu werden: gelenkig und akrobatisch muss man sein.

Ach ja, Superschwergewicht gibts auch hier....ist aber definitiv nicht sehenswert. Und es klingt auch echt wiederlich, wenn zwei schwabbelnde, nassgeschwitzte Bäuche aneinanderklatschen...das hört man trotz des lauten Publikums noch überdeutlich.

Von dem Frauenkampf konnt ich leider kein Bild machen. Die Irin ist wie eine Furie auf die Amerikanerin los und hat die in 27 Sekunden platt gemacht...ich war so perplex über den irischen (oder besser gesagt IRREN) Antritt, dass ich garnicht so schnell knipsen konnte...
Den Weltmeisterschaftskampf am Ende hat der Franzose gewonnnen. Hat somit dem Isländer den Titel im Weltlergewicht abgenommen.
Die Halbzeitunterhaltung hab ich ja noch garnicht erwähnt. War auch super. Zuerst war ein Beatboxer dran. Der war richtig verdammt gut. Very impressiv :) und danach eine Gruppe Jungs die Breakdance vorgeführt haben. Kurios dabei: der eine macht einen einhändigen Handstand und dabei purzelt ihm das Handy ausm Hosensack. Jordanier machen nichts ohne ihr Handy. Ob er auch während der Turneinlage drangegangen wär, wenn jemand angerufen hätte?

Fazit der Exkursion: Horizonterweiterung geglückt. Neues gelernt. Spaß gehabt. Blut gesehen. Muskelkater im Nacken vom ungläubigen Kopfschütteln. Ohrensausen von extremst lauten Araber. Schönen Abend gehabt. Leckeren HotDog gegessen. Sport gefunden, den ich definitiv NICHT ausüben möchte. Und Reiner hatte auch noch Muskelkater in den Wangen da er sehr stark mitlitt und immer vor Schmerzen das Gesicht verzog.

Ich fands gut. Mal gucken wann der nächste Kampf ist :)

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