...oder: ich bin über den Jordan gegangen....
Nein, ich habe kein Spiel gespielt und nein, ich bin auch nicht gestorben. Aber ich habe zum Ersten Mal nach 2 Monaten am 27.05.2011 Jordanien für 2,5 Tage verlassen und es ging:
Auf nach (Ost-)Jerusalem auf Dienstreise!
Und wenn einer eine Reise gibts was zu erzählen. Und bei mir ja sowieso irgendwie immer...
Die Hinreise
Freitags morgens, 27.05.2011, um 8Uhr ging es in Amman am Büro los. Meine Chefin, ihr Mann, zwei weitere Kollegen und ich fuhren über den Kings Highway runter zur King Hussein Bridge (der Name der Brücke auf jordanischer Seite). Unterwegs sah man nur die Schilder, die den Weg zur Brücke zeigten, aber kein einziges Schild, dass einem sagte, dass man an der Brücke den jordanischen Grenzposten nach Palästina findet...es ist wirklich nicht einmal irgendwas dergleichen erwähnt. Nach etwa 45min Fahrt erreichten wir die Brücke, stellten den Pick-up gegen eine Gebühr von 2JD am Tag in einer Garage ab und betraten das Grenzgelände. Noch immer war nirgendwo erwähnt was sich auf der anderen Seite der Grenze befindet. Am jordanischen Grenzposten musste man 8JD Steuern bezahlen, seinen Ausweis vorlegen, hatte die Möglichkeit noch schnell in nen Duty-Free-Shop reinzuspringen (in dem es irgendwie gefühlt außer Alkohol nix gibt) und dann nahm man in einem großen Reisebus Platz. Das ganze Prozedere dauerte etwa 30-45min, da wir zusammen mit ein paar Reisegruppen in der Schlange standen...aber gegen 10.30Uhr setzte sich dann der Bus auch mal endlich in Bewegung und wir fuhren in eine Richtung in der kein Schild stand, um uns zu sagen wo wir hinfahren. Auch am Grenzposten selbst ist nicht zu erfahren wo man hinkommt, nachdem man in Jordanien "ausgecheckt" hat...im Bus musste man dann erneut etwas Geld bezahlen. Bus fahren ist ja schließlich nicht umsonst. Insgesamt 4,250JD für eine Person + 1 Gepäckstück wurde kassiert für eine Strecke von etwa 5-7km...billig ist anders...aber nun ja...auf jeden Fall sah man dann irgendwann eine Schranke mit vorgeschalteter Schikane (S-Führung in der Straße durch Prellböcke). Ein Häuschen in der Mitte markierte den Grenzübergang nach man-weiß-immer-noch-nicht-wohin. Und dann kam die Brücke. King Hussein Bridge wie sie die Jordanier nennen. Sie führt über den Jordan. Den sagenumwobenen, in der Bibel als reißenden, fruchtbaren Strom beschriebenen Jordan. Mein Fotoapparat war gezückt und eingeschaltet, ich wartete nur noch darauf, dass wir auf die Brücke fahren, damit ich ein Erinnerungsfoto machen konnte. Und dann machte ich es:
Das Brückengeländer kann man erkennen. Am rechten Rand ist noch die bauliche Befestigung des "Flusses" zu sehen, unter der Brücke nur wildes Gestrüpp und ein paar Bäume. Einen kurzen Moment konnte ich Wasser sehen. Aber es war so kurz, dass mein Kameraauslöser deutlich zu langsam war. Aber was ich da sah, trieb mir fast die Tränen in die Augen...ich weiß nicht wer von euch Lesern den Vollmersbach kennt. Der kleine Bach in dem Ort aus dem ich Stamme. Ich kann den Jordan nur mit ihm vergleichen, die Nahe oder gar die Elbe wären doch ein zu schmeichelhafter Vergleich für dieses klägliche Rinnsal. Auf jeden Fall dachte ich ich hätte gerade den Vollmersbach überquert: ein etwa 1,5m breites Bächlein, vielleicht knietief...das wars. Mehr ist nicht übrig von dem ehemals reißenden Strom. Es mag früher vielleicht mal Bedeutung gehabt haben, wenn man sagte "ich bin über den Jordan gegangen", aber heutzutage kann man den Spruch nur noch müde belächeln...ein kleiner Sprung reicht da schon aus und schwups ist man drüben...
Auf jeden Fall kann man kurz hinter der Brücke ahnen wo man rauskommt. Diverse verschanzte Häuschen mit jeder Menge israelischer Flaggen. Dann zwei Schranken. Vor den Schranken standen schon zwei Busse als wir ankamen. Wir reihten uns als Nummer drei ein. Und standen und standen und standen und nichts tat sich, außer dass von der anderen Seite der Schranken immer mal wieder Autos oder leere Busse rausgefahren kamen. Nach guten 45min bewegten sich die ersten Busse von unserer Seite durch die Schranken, wir folgten. Oben angekommen musste man den Bus verlassen, sein Gepäck zunächst einsammeln und dann samt seines Ausweises Mitarbeiten der Grenze überreichen. Das Gepäck bekam einen Aufkleber, das Pendant dazu wurde auf den Ausweis geklebt und das Gepäck verschwand, den Ausweis bekam man zurück. Man selbst musste sich in eine Schlange einreihen, die zu zwei kleinen Containern besetzt mit zwei jungen Mädels hinter einer dicken Scheibe. Noch immer kein Schild das einem mitteilt wo man gerade gelandet ist. Wo genau war man da eigentlich - keine Auskunft. Um uns rum stand ein in Zivil gekleideter junger Bursche mit Maschinengewehr im Anschlag, Sonnenbrille auf der Nase und unter seinem Hemd konnte man sehen, dass er eine schusssichere Weste trug (ACHTUNG: nicht (!!) fotografieren oder länger angucken. Das macht den Burschen nervös und hat zur Folge, dass er mit strammem Schritt auf einen zukommt, das Anstarren verbietet und die Bilder vor seinen Augen gelöscht werden müssen. Bei analogen Kameras wir der gesamte Film konfisziert). Immer wieder kamen weitere Mitarbeiter, in Uniform, des israelischen Militärs an uns vor. Natürlich bewaffnet. Die beiden Mädels verließen hin und wieder ihren Container, aber nicht bevor sie sich nicht eine schusssichere Weste übergezogen hatten, und bekamen natürlich von dem Zivilmilitär Geleit, um ins Hauptgebäude einzutreten. Nachdem man endlich selber am vorderen Ende der Schlange angekommen war gab man seinen Ausweis durch einen Schlitz in der Glasscheibe, wurde gefragt ob man das wirklich selbst ist und konnte weiter zum Eingang ins Hauptgebäude. Dort angekommen musste man dann ähnlich wie im Flugzeug durch einen Scanner. Sehr penibel wurde das Handgepäck und auch man selbst kontrolliert, natürlich der Ausweis kontrolliert und nachgefragt, ob man selbst die im Ausweis beschriebene Person ist. Nachdem ich meine Schuhe und meinen Gürtel wieder angezogen hatte, mein Mobiltelefon, die Kaugummis und das Kleingeld wieder in den Hosentaschen verstaut hatte, nahm ich mein Handgepäck und ging zum nächsten Schalter. Noch immer kein Schild wo es hingeht...in welchem Land man ist, in welche Stadt man von hier aus kommt. Nichts. Der nächste Schalter war der "Stressschalter". Bis dahin lief ja alles noch recht gediegen (wenn man sich nicht von schwerbewaffnetem Militär aus der Ruhe bringen lässt). So standen wir 5 da in einer Reihe und warteten...immer mal wieder verließen die Mitarbeiter ihren Schalter, dann kamen andere. Ein munteres Bäumchen-wechsel-dich. Die Leute wurden befragt. Geradezu mit Fragen gelöchert. Was wollen Sie in der Westbank (man erfuhr endlich wo man überhaupt hinkommt!!! Das erste mal!!)? Wie lange bleiben Sie? Was sind das für Stempel in ihrem Ausweis? Was haben Sie in diesen Ländern gemacht? Wo wollen Sie sich in der Westbank aufhalten? Und immer wieder wurden die Fragen wiederholt, anders formuliert...Widersprüche wurden sofort detektiert und man wurde "aussortiert". Manche Leute bekamen große, weiße Zettel die sie ausfüllen mussten, danach wurden sie von Mitarbeitern durch eine Tür woanders hingebracht. Zum sogenannten Interview. Dies kann einiges an Zeit in Anspruch nehmen...wir teilten uns irgendwann an unterschiedliche Schalter auf, um vielleicht schneller voran zu kommen. Irgendwann war ich an der Reihe. Ein freundlich blickender junger Mann fragte mich wo ich hin will. Jerusalem. Nur nach Jerusalem? Ja. Was machen Sie da? Geschäftlich, habe Termin mit meinem obersten Chef. Wollen Sie auch in die Westbank rein (also noch woanders als Jerusalem soll das heißen)? Nein. Wie lange bleiben Sie? Bis Sonntag. Waren Sie schonmal in Jerusalem oder den palästinensischen Gebieten? Nein. Wenn Sie dienstlich hier sind, wollen Sie bestimmt keinen Stempel in Ihren Pass oder? Nein. Haben Sie noch einen anderen Ausweis außer dem offiziellen Dienstpass? Ja. Dann geben Sie mir den bitte, dann geht das einfacher und schneller. Ich übergab dem Mitarbeiter also meinen Reisepass, füllte ein kleines weißes Zettelchen aus auf das er mir den Stempel drückte und ich konnte passieren. Hat vielleicht grad mal 5min gedauert. Lucky me! Mein Kollege sah, dass es schnell ging und sprang direkt rüber. Der Mann guckte in seinen Ausweis und fragte: Same as Nina? Yes. Er wurde aufgefordert seinen Reisepass auszuhändigen, füllte das kleine weiße Blatt aus und konnte passieren. Leider ging es nicht bei allen so einfach. Meine Chefin wurde drangsaliert. Mit gefühlt 25 Stempel aus dem Sudan im Ausweis und einem aufgrund der Ehelichung eines sudanesisch abstammenden Mannes arabischen Nachnamens hatte sie es nicht wirklich einfach. Jeder Stempel wurde gefragt. What's this? Sudan. And this? Sudan. And this? Sudan.....usw....die Frage warum sie einen arabischen Nachnamen hätte, wenn sie doch Deutsche wäre konnte sie nur mit der Ehelichung erklären. Und die Frage warum sie einen Sudanesen geheiratet hätte war dann gänzlich abstrus. Aber danach wurde dann die Frage gestellt, warum sie nicht ihren deutschen Nachnamen behalten hätte und lieber einen arabischen Nachnamen angenommen hat...so drehte sich das Spiel immer weiter...irgendwann bekam sie den großen weißen Zettel. Sie füllte ihn aus und wartete. Irgendwann kam eine Mitarbeiterin zu uns anderen (wir waren mittlerweile alle durch die Kontrolle) und fragte wer der Ehemann meiner Chefin sei. Kamal stand auf, sagte er sei der Ehemann, musste dies aber dennoch mit seinem Ausweis belegen, durfte dann aber wieder bei uns Platz nehmen. Meine Chefin stand immer noch da. Es passierte garnichts mit ihr. Nach etwa 1,5-2h durfte sie zu uns durch die Kontrolle kommen. Ohne Interview. Man hat sie einfach aus purer Schikane da stehen lassen und ihr zum Abschied noch den Stempel in den Ausweis gedrückt. (HINWEIS: der Stempel: es handelt sich hierbei um den Einreisestempel des israelischen Staates. Problem ist hierbei, dass man in verschiedenen Ländern dieser Erde keinen oder nur erschwerten Zutritt erhält, wenn man einen solchen Stempel in seinem Ausweis hat). Hinter dieser Kontrolle musste man dann erneut seinen Ausweis vorlegen, damit man das Grenzgebäude verlassen und noch sein Gepäck aufnehmen durfte. Draußen angekommen war es mittlerweile schon fast 15.00Uhr...da Freitags die Grenze normalerweise um 14Uhr schon zu macht waren wir die Letzten die das Gebäude verließen und es waren schon quasi keine Taxis mehr da...Busse sowieso nicht mehr...irgendwie konnten wir es dann doch noch arrangieren uns 5 in ein Taxi zu schaffen (bzw. in zwei) und fuhren endlich weiter nach Jerusalem. Aber auch hier konnte man noch kein Schild erkennen wo man nun war...kein "Welcome"-Schild oder irgendsowas ähnliches...
Gegen 16Uhr trafen wir dann endlich in unserer Unterkunft in auf der Auguste Victoria, einer Art christlichem Compound mit Krankhaus und so, auf dem "Mount of Olive" in Ost-Jerusalem ein.
Zusammenfassung: knapp 100km von Amman nach Jerusalem zurückgelegt. Reisedauer: 8h. Reine Fahrtzeit ca. 2h. An der jordanischen Grenze wegen langem Warten auf das Losfahren des Busses 1h gebraucht. An der israelischen Grenze ca. 5h gebraucht wegen unheimlich aufwändigem "Schneggedens". Insgesamt 6 mal den Ausweis vorgelegt: 1 mal bei den Jordaniern, 5 mal bei den Israelis....
Hinweis für alle Reisenden: wenn man plant von Amman aus mal eben noch rüber nach Jerusalem fahren zu wollen...das ist nicht mal eben getan. Kann schnell gehn (Rekordzeit liegt bei 3h inkl. Fahrtzeiten), aber in 99% der Fälle dauert es so lange, dass man es nicht an einem Tag hin und zurück schafft! Sollte bei der Reiseplanung unbedingt beachtet werden!! Außerdem sind die Grenzöffnungszeiten vor der Reise in Erfahrung zu bringen. Freitags und Samstags schließen sie früher, an jüdischen Feiertagen ist die israelische Seite geschlossen, an muslimischen Feiertagen die jordanische Seite und dann kommen noch die staatlichen Feiertage auf beiden Seite hinzu. Außerdem sollte man überprüfen welche Stempel sich bereits im Reisepass befinden. Auch dies kann mitunter Probleme bei den Israelis bereiten.
Jerusalem
Der Zutritt zur Altstadt von Jerusalem von Norden aus: Das Damaskus-Tor. Leider ist es derzeit in Restaurierung....aber eintreten in eine andere Welt kann man dort trotzdem noch....
Muslimisches Viertel
Armenisches Viertel
Christenviertel
Die Erlöserkirche
Die Via Dolorosa....der Kreuzweg Jesu....als Touristenattraktion kann man an verschiedenen Stellen Holzkreuze ausleihen, um mit ihnen auf dem Rücken den Weg Jesu zu nachgehen...
"Zur Kreuzigung? Durch die Tür hinaus, zur linke Reihe anstellen. Jeder nur ein Kreuz." (Monthy Python in "Das Leben des Brian")
Ein Blick auf einen Teil der Via Dolorosa
Die Grabeskirche
Die Grabeskirche
Vorplatz der Grabeskirche
An dieser Stelle, genau hier, soll Jesu gestorben sein...zahlreiche Menschen knien nieder vorm dem Stein, streicheln ihn, küssen ihn, beten...ich hab nur schnell das Weite gesucht....aus den weißen Laternchen über dem Stein kommt Weihrauch raus!! Da dreht sich mir der Magen rum und mein Kreislauf ist zumeist nicht mehr bei mir....
Jüdisches Viertel
Felsendom und Klagemauer
Blick auf den Tempelberg von Osten aus. Unverkennbar mit der goldenen Kuppel ist der Felsen-Dom zu sehen, hintendran erstreckt sich die Altstadt.
Der Blick vom Judenviertel aus, also von Westen, auf den Tempelberg. Links wieder die goldene Kuppel des Felsen-Doms, rechts die graue Kuppel der Al-Aqsa-Moschee. Unterhalb des Felsen-Doms ist die Klagemauer zu sehen. Und das Zentrum des Bildes zeigt einen Kontrollpunkt der Israelis. Den Platz vor der Klagemauer darf man nicht einfach so betreten. Zumindest nicht, wenn man den Altstadtzutritt vom "Misttor" her wählt. Dort ist wieder Taschencheck angesagt und man muss auch durch den Personenscanner durch....alles natürlich unter dem wachsamen, schwerbewaffneten Auge des israelischen Militärs.
Rechts von der Al-Aqsa-Moschee ist dann der sogenannte Archäologische Park. Was es da zu sehen gibt? Keine Ahnung. Ich hatte leider keine Zeit reinzugehen.
Die Klagemauer an einem Freitag abend (eigentlich darf man da überhaupt nicht fotografieren zu der Zeit...ich weiß auch nicht wie das Bild auf meiner Kamera gelandet ist....): Gebetszeit der Juden. Vor der Mauer wird gebetet, getanzt, gesunden. Nach Geschlechtern getrennt versteht sich. Frauen rechts, Männer links; das Ganze natürlich baulich durch eine kleine Mauer getrennt. Für Männer gibt es außerdem nochmal so einen gesonderten Raum links im Gebäude...in der Menge vor der Mauer tanzen sowohl Zivilisten als auch Soldaten. Soldaten natürlich wie immer in dieser Stadt mit Maschinengewehr geladen im Anschlag....Stört beim Tanzen ja nicht...die Stimmung ist allerdings prima. Viele gut gelaunte Menschen und alle ausgelassen fröhlich. Besucher sind nur etwas verunsichert, weil hin und wieder israelische Siedler umherlaufen, mit Maschinengewehr bewaffnet, um sich jederzeit adäquat verteidigen zu können...............
Die Rückreise
Sonntags, 29.05.2011, ging es um 8Uhr an unserer Unterkunft wieder los, wir traten die Rückreise nach Amman an. Gegen 9Uhr erreichten wir den israelischen Grenzposten, nachdem wir den Weg von Ost-Jerusalem runter zur Allenby Bridge gefahren waren. Ja, auf dieser Seite des Jordans heißt die in Jordanien "King Hussein Bridge" genannte Brücke "Allenby Bridge". Aber ansonsten ähnelte das Bild auf der Fahrt sehr dem der Hinfahrt auf jordanischer Seite. Überall Schilder auf denen die Brücke ausgeschildert ist, aber kein einziges Mal wird erwähnt, dass man an dieser Brücke die Grenze zwischen Jordanien und Palästina findet. An der Grenze angekommen, d.h. an einem ersten Kontrollpunkt, wurde das Taxi mit schicken Spiegeln von unten abgeguckt, ob da nicht irgendwas BOMBastiges dran versteckt ist und selbstverständlich wurden auch unsere Ausweise kontrolliert. An einem zweiten Grenzposten angekommen mussten wir kurz anhalten, über Funk wurde von dort aus dem ersten Grenzposten Bescheid gegeben, dass wir da vorgefahren sind und es wurde abgecheckt, ob wir auch beim ersten Grenzposten vorbei kamen.....Am Hauptgebäude angekommen bezahlten wir 175 israelische Schekel (55€), zeigten unseren Ausweis (inkl. des kleinen weißen Blattes mit dem Einreisestempel) einem Mitarbeiter am Kontrollschalter und konnten passieren, das Gebäude verlassen und auf den Bus warten. Nach einer gefühlten (oder vielleicht auch wirklichen) Stunde kam dann endlich ein Bus. Gepäck unten rein, wir oben rein und los gings. Noch immer hatte ich kein Schild gesehen das mir zeigte, dass ich hier grade auf dem Weg nach Jordanien bin....im Bus wurden dann wie schon auf der Hinfahrt 4,250JD für 1 Person + 1 Gepäckstück gezahlt. Unterwegs fuhren wir wieder über die Brücke...doch es gelang wieder nicht den Jordan zu fotografieren. Ich war schon wieder zu langsam. Dafür wurden aber unsere Ausweise unterwegs von den Jordaniern kontrolliert. An dem oben beschriebenen Häuschen mit vorgeschalteter Schikane auf der Mitte des Weges betrat ein jordanischer Grenzbeamte den Bus, guckte einmal in jeden Ausweis rein und wir konnten weiterfahren. Dann kamen wir am jordanischen Hauptgrenzgebäude an. Wir stiegen aus, gingen einmal durch die Gepäckkontrolle (Pass war ja schon im Buss kontrolliert worden) und konnten das Grenzgebiet verlassen oder je nach Wunsch nochmal im Duty-Free vorbeischauen. Mit dem Pick-Up ging es dann zurück nach Amman, wo wir gegen 11.30Uhr am Büro ankamen.
Fazit: Hinreise dauert wesentlich länger als Rückreise. Haben gerade mal 3,5h für die Rückreise gebraucht, obwohl wir noch so lange auf den Bus gewartet haben. Außerdem mussten wir nur 3 mal den Ausweis zeigen (zweimal bei den Israelis und einmal bei den Jordaniern). Also: raus kommt man leichter als rein!!
Das andere Gesicht
Eigentlich wollte (und vielleicht auch sollte) ich die folgenden Bilder nicht hochladen. Aber da ich denke, dass viele von euch garnicht so recht wissen wie die politische Lage im Israel-Palästina-Konflikt sich optisch darstellt hier doch mal noch ein paar Bilder. (ich hoffe der Mossad liest nicht meinen Blog...sonst werd ich wohl bei der nächsten Einreise nicht so geschmeidig über die Grenze kommen wie diesmal).
In der Altstadt grenzen natürlich das muslimische und jüdische Viertel aneinander. Da muss man sich natürlich schützen...in den Straßen sind die Grenzen glücklichweise nicht sichtbar und auch keine baulichen Hindernisse vorhanden. Aber auf den Dächern sieht das doch schon anders aus. Zäune mit Stacheldraht oben drauf und ein kleines weißes Häuschen mit einem Wachmann drin...
Israel hat von der DDR gelernt. Und in diesem Zug auch gleich gelernt wie man es besser macht. Nicht nur eine kleine Mauer als bauliche Grenze. Nein, wir mauern gleich mal die komplette Westbank ein, um auch den kleinsten Versuch des Grenzübertritts im Keim zu ersticken. Noch ist die Mauer nicht ganz fertig, aber das dauert natürlich. Sie wird ja auch nicht nur 4m hoch wie die Mauer der DDR....
...hier macht man es direkt richtig und errichtet gleich mal einen gigantische 8m hohen Betonwall....natürlich auch mit Stacheldraht versehen, falls es doch widererwarten jemand schaffen sollte Spiderman-like die Wann hoch zu klettern...
Der Calandia-Checkpoint. Einer von 8 Checkpoints (zuzüglich über 500 unbemannte Straßensperren, Blockaden, und flying Checkpoints) der Israelis in der Westbank. Dieser hier befindet sich an der Grenze von Ostjerusalem (seit 1967 von Jerusalem annektiert, aber eigentlich auch Westbank) in die palästinensischen Gebiete. Mal wieder Passkontrolle, etc....als Europäer hat man es noch leicht, aber als Pali bzw. Araber sieht das schon anders aus...
Die andere Seite des Checkpoints. Hier kommt erstmal ne ganze Ecke Niemandsland bevor palästinensich kontrolliertes Gebiet kommt. Wenn man sich hier befindet sollte man tunlichst unterlassen einen Autounfall zu haben, Überfallen zu werden, erschossen zu werden oder sonst was...die israelische Polizei ist hier nicht mehr zuständig und die palästinensische Polizie darf hier nicht eingreifen....also irgendwie so ne Art "Gesetzfreie Zone"...
Dafür sieht von dieser Seite aus die Mauer wesentlich schöner aus :) zwei prominente palästinensische Gesichter wurden hier verewigt: zum einen Jassir Arafat (hab ich leider kein Bild von) und zum anderen Marwan Barghouti (hier zu sehen).