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Montag, 20. Juni 2011

Real Jordan Life 4

In Jordanien gibt es auch Straßen. Natürlich. Bei den unglaublich großen Mengen an Autos muss es die ja geben. An manchen Stellen hat man sich auch richtig Gedanken darüber gemacht wie man die Straßenführung am Besten und Geschicktesten regelt, damit auch jeder schnellstmöglich und bequem dorthin kommt wo er/sie (das Gendertum muss gewahrt werden) gerne hin möchte. Ein besonders ausgeklügeltes System habe ich in Fuheis gefunden. Zunächst einmal das dazugehörige Straßenschild, das die Ingenieure direkt mit ihrer gewieften Idee mitentwickelt haben:

für alle die des Arabischen nicht gänzlich mächtig sind: rechts gehts nach Amman. links und zweite von rechts gehts nach Al-Balad/Amman und zweite von links gehts nach Al-Ahmar/Amman

Und so wurde das Ganze dann baulich umgesetzt::

Man beachte hierbei Stelle und Größe des Wegweisers. Bis man diesen erkennt hat man sich natürlich schon längst richtig eingeordnet und zielsicher die richtige Straße getroffen....insha'allah....*hust*

Und dann werden die Straßen natürlich auch von den Autos genutzt. Dafür sind sie ja schließlich auch da. Ich habe sogar mal nebst diversen Pick-Ups und SUV und was es sonst noch an schicken teuren Autos hier gibt auch mal ein Cabrio erhaschen können (viele fahren hier wirklich nicht davon rum). Dabei handelte es sich um den Typ Allwetter-Cabrio von Mercedes mit hübschem Stoff-Verdeck, welches es dank seiner gekonnten Pflege und behutsamen Behandlung sogar erspart in der Regenzeit (also Winter) das Auto von innen zu reinigen:


Freitag, 17. Juni 2011

Reise nach Jerusalem

...oder: ich bin über den Jordan gegangen....

Nein, ich habe kein Spiel gespielt und nein, ich bin auch nicht gestorben. Aber ich habe zum Ersten Mal nach 2 Monaten am 27.05.2011 Jordanien für 2,5 Tage verlassen und es ging:
Auf nach (Ost-)Jerusalem auf Dienstreise!

Und wenn einer eine Reise gibts was zu erzählen. Und bei mir ja sowieso irgendwie immer...

Die Hinreise

Freitags morgens, 27.05.2011, um 8Uhr ging es in Amman am Büro los. Meine Chefin, ihr Mann, zwei weitere Kollegen und ich fuhren über den Kings Highway runter zur King Hussein Bridge (der Name der Brücke auf jordanischer Seite). Unterwegs sah man nur die Schilder, die den Weg zur Brücke zeigten, aber kein einziges Schild, dass einem sagte, dass man an der Brücke den jordanischen Grenzposten nach Palästina findet...es ist wirklich nicht einmal irgendwas dergleichen erwähnt. Nach etwa 45min Fahrt erreichten wir die Brücke, stellten den Pick-up gegen eine Gebühr von 2JD am Tag in einer Garage ab und betraten das Grenzgelände. Noch immer war nirgendwo erwähnt was sich auf der anderen Seite der Grenze befindet. Am jordanischen Grenzposten musste man 8JD Steuern bezahlen, seinen Ausweis vorlegen, hatte die Möglichkeit noch schnell in nen Duty-Free-Shop reinzuspringen (in dem es irgendwie gefühlt außer Alkohol nix gibt) und dann nahm man in einem großen Reisebus Platz. Das ganze Prozedere dauerte etwa 30-45min, da wir zusammen mit ein paar Reisegruppen in der Schlange standen...aber gegen 10.30Uhr setzte sich dann der Bus auch mal endlich in Bewegung und wir fuhren in eine Richtung in der kein Schild stand, um uns zu sagen wo wir hinfahren. Auch am Grenzposten selbst ist nicht zu erfahren wo man hinkommt, nachdem man in Jordanien "ausgecheckt" hat...im Bus musste man dann erneut etwas Geld bezahlen. Bus fahren ist ja schließlich nicht umsonst. Insgesamt 4,250JD für eine Person + 1 Gepäckstück wurde kassiert für eine Strecke von etwa 5-7km...billig ist anders...aber nun ja...auf jeden Fall sah man dann irgendwann eine Schranke mit vorgeschalteter Schikane (S-Führung in der Straße durch Prellböcke). Ein Häuschen in der Mitte markierte den Grenzübergang nach man-weiß-immer-noch-nicht-wohin. Und dann kam die Brücke. King Hussein Bridge wie sie die Jordanier nennen. Sie führt über den Jordan. Den sagenumwobenen, in der Bibel als reißenden, fruchtbaren Strom beschriebenen Jordan. Mein Fotoapparat war gezückt und eingeschaltet, ich wartete nur noch darauf, dass wir auf die Brücke fahren, damit ich ein Erinnerungsfoto machen konnte. Und dann machte ich es:


Das Brückengeländer kann man erkennen. Am rechten Rand ist noch die bauliche Befestigung des "Flusses" zu sehen, unter der Brücke nur wildes Gestrüpp und ein paar Bäume. Einen kurzen Moment konnte ich Wasser sehen. Aber es war so kurz, dass mein Kameraauslöser deutlich zu langsam war. Aber was ich da sah, trieb mir fast die Tränen in die Augen...ich weiß nicht wer von euch Lesern den Vollmersbach kennt. Der kleine Bach in dem Ort aus dem ich Stamme. Ich kann den Jordan nur mit ihm vergleichen, die Nahe oder gar die Elbe wären doch ein zu schmeichelhafter Vergleich für dieses klägliche Rinnsal. Auf jeden Fall dachte ich ich hätte gerade den Vollmersbach überquert: ein etwa 1,5m breites Bächlein, vielleicht knietief...das wars. Mehr ist nicht übrig von dem ehemals reißenden Strom. Es mag früher vielleicht mal Bedeutung gehabt haben, wenn man sagte "ich bin über den Jordan gegangen", aber heutzutage kann man den Spruch nur noch müde belächeln...ein kleiner Sprung reicht da schon aus und schwups ist man drüben...
Auf jeden Fall kann man kurz hinter der Brücke ahnen wo man rauskommt. Diverse verschanzte Häuschen mit jeder Menge israelischer Flaggen. Dann zwei Schranken. Vor den Schranken standen schon zwei Busse als wir ankamen. Wir reihten uns als Nummer drei ein. Und standen und standen und standen und nichts tat sich, außer dass von der anderen Seite der Schranken immer mal wieder Autos oder leere Busse rausgefahren kamen. Nach guten 45min bewegten sich die ersten Busse von unserer Seite durch die Schranken, wir folgten. Oben angekommen musste man den Bus verlassen, sein Gepäck zunächst einsammeln und dann samt seines Ausweises Mitarbeiten der Grenze überreichen. Das Gepäck bekam einen Aufkleber, das Pendant dazu wurde auf den Ausweis geklebt und das Gepäck verschwand, den Ausweis bekam man zurück. Man selbst musste sich in eine Schlange einreihen, die zu zwei kleinen Containern besetzt mit zwei jungen Mädels hinter einer dicken Scheibe. Noch immer kein Schild das einem mitteilt wo man gerade gelandet ist. Wo genau war man da eigentlich - keine Auskunft. Um uns rum stand ein in Zivil gekleideter junger Bursche mit Maschinengewehr im Anschlag, Sonnenbrille auf der Nase und unter seinem Hemd konnte man sehen, dass er eine schusssichere Weste trug (ACHTUNG: nicht (!!) fotografieren oder länger angucken. Das macht den Burschen nervös und hat zur Folge, dass er mit strammem Schritt auf einen zukommt, das Anstarren verbietet und die Bilder vor seinen Augen gelöscht werden müssen. Bei analogen Kameras wir der gesamte Film konfisziert). Immer wieder kamen weitere Mitarbeiter, in Uniform, des israelischen Militärs an uns vor. Natürlich bewaffnet. Die beiden Mädels verließen hin und wieder ihren Container, aber nicht bevor sie sich nicht eine schusssichere Weste übergezogen hatten, und bekamen natürlich von dem Zivilmilitär Geleit, um ins Hauptgebäude einzutreten. Nachdem man endlich selber am vorderen Ende der Schlange angekommen war gab man seinen Ausweis durch einen Schlitz in der Glasscheibe, wurde gefragt ob man das wirklich selbst ist und konnte weiter zum Eingang ins Hauptgebäude. Dort angekommen musste man dann ähnlich wie im Flugzeug durch einen Scanner. Sehr penibel wurde das Handgepäck und auch man selbst kontrolliert, natürlich der Ausweis kontrolliert und nachgefragt, ob man selbst die im Ausweis beschriebene Person ist. Nachdem ich meine Schuhe und meinen Gürtel wieder angezogen hatte, mein Mobiltelefon, die Kaugummis und das Kleingeld wieder in den Hosentaschen verstaut hatte, nahm ich mein Handgepäck und ging zum nächsten Schalter. Noch immer kein Schild wo es hingeht...in welchem Land man ist, in welche Stadt man von hier aus kommt. Nichts. Der nächste Schalter war der "Stressschalter". Bis dahin lief ja alles noch recht gediegen (wenn man sich nicht von schwerbewaffnetem Militär aus der Ruhe bringen lässt). So standen wir 5 da in einer Reihe und warteten...immer mal wieder verließen die Mitarbeiter ihren Schalter, dann kamen andere. Ein munteres Bäumchen-wechsel-dich. Die Leute wurden befragt. Geradezu mit Fragen gelöchert. Was wollen Sie in der Westbank (man erfuhr endlich wo man überhaupt hinkommt!!! Das erste mal!!)? Wie lange bleiben Sie? Was sind das für Stempel in ihrem Ausweis? Was haben Sie in diesen Ländern gemacht? Wo wollen Sie sich in der Westbank aufhalten? Und immer wieder wurden die Fragen wiederholt, anders formuliert...Widersprüche wurden sofort detektiert und man wurde "aussortiert". Manche Leute bekamen große, weiße Zettel die sie ausfüllen mussten, danach wurden sie von Mitarbeitern durch eine Tür woanders hingebracht. Zum sogenannten Interview. Dies kann einiges an Zeit in Anspruch nehmen...wir teilten uns irgendwann an unterschiedliche Schalter auf, um vielleicht schneller voran zu kommen. Irgendwann war ich an der Reihe. Ein freundlich blickender junger Mann fragte mich wo ich hin will. Jerusalem. Nur nach Jerusalem? Ja. Was machen Sie da? Geschäftlich, habe Termin mit meinem obersten Chef. Wollen Sie auch in die Westbank rein (also noch woanders als Jerusalem soll das heißen)? Nein. Wie lange bleiben Sie? Bis Sonntag. Waren Sie schonmal in Jerusalem oder den palästinensischen Gebieten? Nein. Wenn Sie dienstlich hier sind, wollen Sie bestimmt keinen Stempel in Ihren Pass oder? Nein. Haben Sie noch einen anderen Ausweis außer dem offiziellen Dienstpass? Ja. Dann geben Sie mir den bitte, dann geht das einfacher und schneller. Ich übergab dem Mitarbeiter also meinen Reisepass, füllte ein kleines weißes Zettelchen aus auf das er mir den Stempel drückte und ich konnte passieren. Hat vielleicht grad mal 5min gedauert. Lucky me! Mein Kollege sah, dass es schnell ging und sprang direkt rüber. Der Mann guckte in seinen Ausweis und fragte: Same as Nina? Yes. Er wurde aufgefordert seinen Reisepass auszuhändigen, füllte das kleine weiße Blatt aus und konnte passieren. Leider ging es nicht bei allen so einfach. Meine Chefin wurde drangsaliert. Mit gefühlt 25 Stempel aus dem Sudan im Ausweis und einem aufgrund der Ehelichung eines sudanesisch abstammenden Mannes arabischen Nachnamens hatte sie es nicht wirklich einfach. Jeder Stempel wurde gefragt. What's this? Sudan. And this? Sudan. And this? Sudan.....usw....die Frage warum sie einen arabischen Nachnamen hätte, wenn sie doch Deutsche wäre konnte sie nur mit der Ehelichung erklären. Und die Frage warum sie einen Sudanesen geheiratet hätte war dann gänzlich abstrus. Aber danach wurde dann die Frage gestellt, warum sie nicht ihren deutschen Nachnamen behalten hätte und lieber einen arabischen Nachnamen angenommen hat...so drehte sich das Spiel immer weiter...irgendwann bekam sie den großen weißen Zettel. Sie füllte ihn aus und wartete. Irgendwann kam eine Mitarbeiterin zu uns anderen (wir waren mittlerweile alle durch die Kontrolle) und fragte wer der Ehemann meiner Chefin sei. Kamal stand auf, sagte er sei der Ehemann, musste dies aber dennoch mit seinem Ausweis belegen, durfte dann aber wieder bei uns Platz nehmen. Meine Chefin stand immer noch da. Es passierte garnichts mit ihr. Nach etwa 1,5-2h durfte sie zu uns durch die Kontrolle kommen. Ohne Interview. Man hat sie einfach aus purer Schikane da stehen lassen und ihr zum Abschied noch den Stempel in den Ausweis gedrückt. (HINWEIS: der Stempel: es handelt sich hierbei um den Einreisestempel des israelischen Staates. Problem ist hierbei, dass man in verschiedenen Ländern dieser Erde keinen oder nur erschwerten Zutritt erhält, wenn man einen solchen Stempel in seinem Ausweis hat). Hinter dieser Kontrolle musste man dann erneut seinen Ausweis vorlegen, damit man das Grenzgebäude verlassen und noch sein Gepäck aufnehmen durfte. Draußen angekommen war es mittlerweile schon fast 15.00Uhr...da Freitags die Grenze normalerweise um 14Uhr schon zu macht waren wir die Letzten die das Gebäude verließen und es waren schon quasi keine Taxis mehr da...Busse sowieso nicht mehr...irgendwie konnten wir es dann doch noch arrangieren uns 5 in ein Taxi zu schaffen (bzw. in zwei) und fuhren endlich weiter nach Jerusalem. Aber auch hier konnte man noch kein Schild erkennen wo man nun war...kein "Welcome"-Schild oder irgendsowas ähnliches...

Gegen 16Uhr trafen wir dann endlich in unserer Unterkunft in auf der Auguste Victoria, einer Art christlichem Compound mit Krankhaus und so, auf dem "Mount of Olive" in Ost-Jerusalem ein.

Zusammenfassung: knapp 100km von Amman nach Jerusalem zurückgelegt. Reisedauer: 8h. Reine Fahrtzeit ca. 2h. An der jordanischen Grenze wegen langem Warten auf das Losfahren des Busses 1h gebraucht. An der israelischen Grenze ca. 5h gebraucht wegen unheimlich aufwändigem "Schneggedens". Insgesamt 6 mal den Ausweis vorgelegt: 1 mal bei den Jordaniern, 5 mal bei den Israelis....

Hinweis für alle Reisenden: wenn man plant von Amman aus mal eben noch rüber nach Jerusalem fahren zu wollen...das ist nicht mal eben getan. Kann schnell gehn (Rekordzeit liegt bei 3h inkl. Fahrtzeiten), aber in 99% der Fälle dauert es so lange, dass man es nicht an einem Tag hin und zurück schafft! Sollte bei der Reiseplanung unbedingt beachtet werden!! Außerdem sind die Grenzöffnungszeiten vor der Reise in Erfahrung zu bringen. Freitags und Samstags schließen sie früher, an jüdischen Feiertagen ist die israelische Seite geschlossen, an muslimischen Feiertagen die jordanische Seite und dann kommen noch die staatlichen Feiertage auf beiden Seite hinzu. Außerdem sollte man überprüfen welche Stempel sich bereits im Reisepass befinden. Auch dies kann mitunter Probleme bei den Israelis bereiten.

Jerusalem

Der Zutritt zur Altstadt von Jerusalem von Norden aus: Das Damaskus-Tor. Leider ist es derzeit in Restaurierung....aber eintreten in eine andere Welt kann man dort trotzdem noch....

Muslimisches Viertel











Armenisches Viertel




Christenviertel


Die Erlöserkirche

Die Via Dolorosa....der Kreuzweg Jesu....als Touristenattraktion kann man an verschiedenen Stellen Holzkreuze ausleihen, um mit ihnen auf dem Rücken den Weg Jesu zu nachgehen...
"Zur Kreuzigung? Durch die Tür hinaus, zur linke Reihe anstellen. Jeder nur ein Kreuz." (Monthy Python in "Das Leben des Brian")

Ein Blick auf einen Teil der Via Dolorosa
Die Grabeskirche

Die Grabeskirche

Vorplatz der Grabeskirche

An dieser Stelle, genau hier, soll Jesu gestorben sein...zahlreiche Menschen knien nieder vorm dem Stein, streicheln ihn, küssen ihn, beten...ich hab nur schnell das Weite gesucht....aus den weißen Laternchen über dem Stein kommt Weihrauch raus!! Da dreht sich mir der Magen rum und mein Kreislauf ist zumeist nicht mehr bei mir....



Jüdisches Viertel






Felsendom und Klagemauer



Blick auf den Tempelberg von Osten aus. Unverkennbar mit der goldenen Kuppel ist der Felsen-Dom zu sehen, hintendran erstreckt sich die Altstadt.

Der Blick vom Judenviertel aus, also von Westen, auf den Tempelberg. Links wieder die goldene Kuppel des Felsen-Doms, rechts die graue Kuppel der Al-Aqsa-Moschee. Unterhalb des Felsen-Doms ist die Klagemauer zu sehen. Und das Zentrum des Bildes zeigt einen Kontrollpunkt der Israelis. Den Platz vor der Klagemauer darf man nicht einfach so betreten. Zumindest nicht, wenn man den Altstadtzutritt vom "Misttor" her wählt. Dort ist wieder Taschencheck angesagt und man muss auch durch den Personenscanner durch....alles natürlich unter dem wachsamen, schwerbewaffneten Auge des israelischen Militärs.

Rechts von der Al-Aqsa-Moschee ist dann der sogenannte Archäologische Park. Was es da zu sehen gibt? Keine Ahnung. Ich hatte leider keine Zeit reinzugehen.

Die Klagemauer an einem Freitag abend (eigentlich darf man da überhaupt nicht fotografieren zu der Zeit...ich weiß auch nicht wie das Bild auf meiner Kamera gelandet ist....): Gebetszeit der Juden. Vor der Mauer wird gebetet, getanzt, gesunden. Nach Geschlechtern getrennt versteht sich. Frauen rechts, Männer links; das Ganze natürlich baulich durch eine kleine Mauer getrennt. Für Männer gibt es außerdem nochmal so einen gesonderten Raum links im Gebäude...in der Menge vor der Mauer tanzen sowohl Zivilisten als auch Soldaten. Soldaten natürlich wie immer in dieser Stadt mit Maschinengewehr geladen im Anschlag....Stört beim Tanzen ja nicht...die Stimmung ist allerdings prima. Viele gut gelaunte Menschen und alle ausgelassen fröhlich. Besucher sind nur etwas verunsichert, weil hin und wieder israelische Siedler umherlaufen, mit Maschinengewehr bewaffnet, um sich jederzeit adäquat verteidigen zu können...............




Die Rückreise

Sonntags, 29.05.2011, ging es um 8Uhr an unserer Unterkunft wieder los, wir traten die Rückreise nach Amman an. Gegen 9Uhr erreichten wir den israelischen Grenzposten, nachdem wir den Weg von Ost-Jerusalem runter zur Allenby Bridge gefahren waren. Ja, auf dieser Seite des Jordans heißt die in Jordanien "King Hussein Bridge" genannte Brücke "Allenby Bridge". Aber ansonsten ähnelte das Bild auf der Fahrt sehr dem der Hinfahrt auf jordanischer Seite. Überall Schilder auf denen die Brücke ausgeschildert ist, aber kein einziges Mal wird erwähnt, dass man an dieser Brücke die Grenze zwischen Jordanien und Palästina findet. An der Grenze angekommen, d.h. an einem ersten Kontrollpunkt, wurde das Taxi mit schicken Spiegeln von unten abgeguckt, ob da nicht irgendwas BOMBastiges dran versteckt ist und selbstverständlich wurden auch unsere Ausweise kontrolliert. An einem zweiten Grenzposten angekommen mussten wir kurz anhalten, über Funk wurde von dort aus dem ersten Grenzposten Bescheid gegeben, dass wir da vorgefahren sind und es wurde abgecheckt, ob wir auch beim ersten Grenzposten vorbei kamen.....Am Hauptgebäude angekommen bezahlten wir 175 israelische Schekel (55€), zeigten unseren Ausweis (inkl. des kleinen weißen Blattes mit dem Einreisestempel) einem Mitarbeiter am Kontrollschalter und konnten passieren, das Gebäude verlassen und auf den Bus warten. Nach einer gefühlten (oder vielleicht auch wirklichen) Stunde kam dann endlich ein Bus. Gepäck unten rein, wir oben rein und los gings. Noch immer hatte ich kein Schild gesehen das mir zeigte, dass ich hier grade auf dem Weg nach Jordanien bin....im Bus wurden dann wie schon auf der Hinfahrt 4,250JD für 1 Person + 1 Gepäckstück gezahlt. Unterwegs fuhren wir wieder über die Brücke...doch es gelang wieder nicht den Jordan zu fotografieren. Ich war schon wieder zu langsam. Dafür wurden aber unsere Ausweise unterwegs von den Jordaniern kontrolliert. An dem oben beschriebenen Häuschen mit vorgeschalteter Schikane auf der Mitte des Weges betrat ein jordanischer Grenzbeamte den Bus, guckte einmal in jeden Ausweis rein und wir konnten weiterfahren. Dann kamen wir am jordanischen Hauptgrenzgebäude an. Wir stiegen aus, gingen einmal durch die Gepäckkontrolle (Pass war ja schon im Buss kontrolliert worden) und konnten das Grenzgebiet verlassen oder je nach Wunsch nochmal im Duty-Free vorbeischauen. Mit dem Pick-Up ging es dann zurück nach Amman, wo wir gegen 11.30Uhr am Büro ankamen.

Fazit: Hinreise dauert wesentlich länger als Rückreise. Haben gerade mal 3,5h für die Rückreise gebraucht, obwohl wir noch so lange auf den Bus gewartet haben. Außerdem mussten wir nur 3 mal den Ausweis zeigen (zweimal bei den Israelis und einmal bei den Jordaniern). Also: raus kommt man leichter als rein!!

Das andere Gesicht
Eigentlich wollte (und vielleicht auch sollte) ich die folgenden Bilder nicht hochladen. Aber da ich denke, dass viele von euch garnicht so recht wissen wie die politische Lage im Israel-Palästina-Konflikt sich optisch darstellt hier doch mal noch ein paar Bilder. (ich hoffe der Mossad liest nicht meinen Blog...sonst werd ich wohl bei der nächsten Einreise nicht so geschmeidig über die Grenze kommen wie diesmal).

 In der Altstadt grenzen natürlich das muslimische und jüdische Viertel aneinander. Da muss man sich natürlich schützen...in den Straßen sind die Grenzen glücklichweise nicht sichtbar und auch keine baulichen Hindernisse vorhanden. Aber auf den Dächern sieht das doch schon anders aus. Zäune mit Stacheldraht oben drauf und ein kleines weißes Häuschen mit einem Wachmann drin...

 Israel hat von der DDR gelernt. Und in diesem Zug auch gleich gelernt wie man es besser macht. Nicht nur eine kleine Mauer als bauliche Grenze. Nein, wir mauern gleich mal die komplette Westbank ein, um auch den kleinsten Versuch des Grenzübertritts im Keim zu ersticken. Noch ist die Mauer nicht ganz fertig, aber das dauert natürlich. Sie wird ja auch nicht nur 4m hoch wie die Mauer der DDR....

 ...hier macht man es direkt richtig und errichtet gleich mal einen gigantische 8m hohen Betonwall....natürlich auch mit Stacheldraht versehen, falls es doch widererwarten jemand schaffen sollte Spiderman-like die Wann hoch zu klettern...

 Der Calandia-Checkpoint. Einer von 8 Checkpoints (zuzüglich über 500 unbemannte Straßensperren, Blockaden, und flying Checkpoints) der Israelis in der Westbank. Dieser hier befindet sich an der Grenze von Ostjerusalem (seit 1967 von Jerusalem annektiert, aber eigentlich auch Westbank) in die palästinensischen Gebiete. Mal wieder Passkontrolle, etc....als Europäer hat man es noch leicht, aber als Pali bzw. Araber sieht das schon anders aus...

 Die andere Seite des Checkpoints. Hier kommt erstmal ne ganze Ecke Niemandsland bevor palästinensich kontrolliertes Gebiet kommt. Wenn man sich hier befindet sollte man tunlichst unterlassen einen Autounfall zu haben, Überfallen zu werden, erschossen zu werden oder sonst was...die israelische Polizei ist hier nicht mehr zuständig und die palästinensische Polizie darf hier nicht eingreifen....also irgendwie so ne Art "Gesetzfreie Zone"...

Dafür sieht von dieser Seite aus die Mauer wesentlich schöner aus :) zwei prominente palästinensische Gesichter wurden hier verewigt: zum einen Jassir Arafat (hab ich leider kein Bild von) und zum anderen Marwan Barghouti (hier zu sehen).

Donnerstag, 16. Juni 2011

Man stelle sich vor...

...man betrete einen steinernen Raum mit gewölbten Decken. Das Licht ist gedämpft, kleine bunte Lichter strahlen sanfte Wärme aus. Ein Duft aus 1001 Nacht erfüllt den Raum. Es huschen arabisch anmutende weibliche Gestalten umher. Man hört das entspannende Rauschen von Wasser. Durch leise, orientalische Klänge wird man gänzlich in eine andere Welt entführt und von ihr umgarnt....

Von einer kleinen Araberin wird man still in einen von heißem Dampf erfüllten Raum geleitet. Heiße Steine dienen als Sitzgelegenheit...angeregt durch den heißen Dampf und die warmen Tropfen, die von oben auf die nackte Haut fallen, beginnt die Haut zu entspannen, die Poren öffnen sich und der Körper beginnt sich zu reinigen. Unbemerkt kommt eine kleine Araberin in den Nebel herein, bietet wohlduftende Tücher an zum Auffangen des austretenden Schweißes. Flüsternd unterhalten sich die Menschen im Nebel, kichern leise. Eine entspannende Atmosphäre baut sich auf. Da steigt aus dem Nebel wieder eine Araberin auf - mit einem Tablett bestückt mit Bechern, gefüllt mit eiskaltem, gefrorenem Fruchtsaft....

Nach einiger Zeit verlässt man diesen geheimnisvoll verschleierten Raum wieder. Man kehrt zurück in den warmen, steinernen Gewölberaum. In einem sprudelnden Becken in der Mitte des Raumes nimmt man Platz im warmen Wasser. Die leise Musik lässt die Glieder schwer werden. Man sinkt völlig ein in die arabische Welt der Entspannung.

Nachdem auch die letzten Poren und Fasern der Haut durch das warme, sprudelnde Wasser geweicht wurden, nickt einem erneut eine Araberin zu. Das Signal zum Verlassen des Beckens. Man begibt sich auf eine aus Stein geformte Erhebung am Rand des Raumes. Man nimmt Platz, legt sich auf den Rücken und schließt die Augen. Man spürt wie warmes Wasser über den Körper verteilt wird. Vorsichtig nähert sich ein rauher Schwamm dem Körper. Mit sanften Druck wird an den Füßen beginnend der Körper bis zum Haupt reingewaschen. Alles Alte wird heruntergewaschen. Immer wieder wird warmes Wasser über den Körper gegossen und der rauhe Schwamm ist unaufhörlich das Alte von der Haut am Waschen. Ein zaghaftes Antippen, das Signal zum Wenden. Auf dem Bauch liegend wird auch die Rückseite des Körpers gründlich von allem Alten befreit. Von den Fußsohlen bis zum Kopf. Nachgespült mit warmen Wasser. Nachdem nur noch das Neue zurückbleibt, ist ein weicher Schwamm zu spüren, der auf duftendem Schaum über die Haut gleitet. Wieder ein zaghaftes Antippen, ein erneutes Wenden, um auch auf der Vorderseite den Schaum zu verteilen. Gründliches nachspülen durch Übergießen mit warmen Wasser - ein erneutes Anstupsen. Beim Öffnen der Augen blickt man in ein freundlich lächelndes Gesicht, durch ein Zunicken wird man aufgefordert auf dem Stein nebenan Platz zu nehmen.

Wieder nimmt man eine liegende Position ein. Erneut schließt man die Augen. Das Übergießen mit einer warmen Flüssigkeit wird von der Haut vernommen. Doch diesmal ist es kein Wasser. Es ist Öl. Warmes Öl verteilt sich auf der Haut, gefolgt von kleinen, zarten Händen. Mit angenehmen Druck beginnen die Hände die Füße zu massieren, wandern weiter hoch über die Unterschenkel hin zu den Oberschenkeln. Weiter zum Bauch. Geschulte Bewegungen entspannen den Körper. Man sinkt tiefer in den Stein ein, lässt sich fallen. Immer wieder ist das Übergießen mit warmem Öl zu spüren. Die eigenen Hände werden von den kleinen, zarten Händen in Obhut genommen. Zuerst die rechte Hand. Jeder Finger einzeln druckvoll, mit kreisenden Bewegungen massiert. Es geht weiter den Unterarm hinauf, den Oberarm, die Schulter. Dann spürt man, wie die linke Hand sich erhebt, auch hier jeder Finger einzeln, behutsam massiert wird. Dann der Unterarm, der Oberarm, die Schulter. Diesmal geht es von der Schulter weiter. Wieder wird warmes Öl gegossen. Zwei Hände kreisen mit Druck über die Brustmuskulatur, kneten, auf und ab. Von dort aus geht es weiter den Hals hoch, zu den Ohren. Auch diese werden massiert. Es folgt das Gesicht. Jede einzelne Stelle wird gekonnt von den kleinen, zarten Händen umspielt. Ein zaghaftes Anstupsen ist zu spüren, das Signal zum Wenden. Auf dem Bauch liegend fängt die Massage wieder bei den Füßen an, doch zunächst wird wieder warmes Öl über dem Körper verteilt. Dann geht es über die Waden und Oberschenkel weiter bis zum Po. Erst das rechte Bein, dann das linke Bein. Kraftvoll wird der Po massiert, bevor es zum Höhepunkt kommt. Der Rücken, gefolgt vom Nackenbereich und Kopf. Öl fließt über den ganzen Körper. Ausgiebig und voller Hingabe spürt man die Finger und Hände, die Verspannungen der letzten Wochen lösen sich. Man sinkt noch tiefer in den Stein ein bis zur völligen Entspannung. Die Glieder werden schwer und schwerer. Man lässt sich gänzlich fallen und gibt sich den Händen hin. Kurz bevor man aufgrund der immer tiefer sinkenden Entspannung sanft entschlummert spürt man wieder das Anstupsen.

Erneut wechselt man den Ort. Durch eine Holztür betritt man einen orientalisch duftenden, heißen Raum. Klar ist die Luft, ohne Nebel. Man verweilt dort ein wenig, um sich wieder besinnen zu können. Die Massagen hat einem die Sinne geraubt durch ihre unwahrscheinlich entspannende Wirkung.

Bevor man diesen heimelichen, unheimlichen Ort verlässt begibt man sich unter eine warme Dusche. Wäscht das Öl der Massage runter. Es bleibt nur eine extrem weiche, saubere, entspannte Haut zurück. Von einer Araberin bekommt man ein warmes Handtuch gereicht. Vorsichtig reibt man sich die Wassertropfen vom Körper bis nur eine eine glänzende, saubere, trockene Haut übrig bleibt.

Einmal tief durchatmen, den zuvor erlebten Genuss nochmal tief in sich einsaugen und dann verlässt man - durch etwas Wehmut begleitet - das Hamam. Es hat sich gelohnt. Man will wieder kommen. Und man wird wieder kommen!

Und hier war es...das kleine Stück vom Paradies mitten in Amman (Originalbelassen, von Einheimischen für Einheimische...nicht so wie man es sonst wo in Ferienanlagen kennt):
Al-Pasha Hamam-Turkish Bath

Freitag, 10. Juni 2011

Jabal Al-Qala'a fi Amman

Und wieder einmal war ich unterwegs. Aber diesmal dienstlich! Um den neuen Kurzzeiteinsatz-Leuten bei ihrer kurzen Vorbereitung auch hier etwas sinnvolles noch über Amman beizubringen ging ich mit den beiden (aus dem Yemen evakuierten) Entwicklungshelfern auf Tour. Grund dafür war ihnen eine kleine Einführung in "public transport" zu geben. Soll heißen ich war zuständig ihnen beizubringen wie man sich in Amman mit Bus und Taxi fortbewegt (die Wahl fiel auf mich, da ich die Einzige beim GIZ-ED bin die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist - alle anderen haben ein Dienstfahrzeug). Also brachen wir am 10.05.2011 früh morgens auf, um nicht gänzlich in den dicht gestopften Verkehr zu gelangen. Da wir nicht einfach ziellos durch die Gegend fahren wollten beschlossen wir uns zunächst mit einem kleinen weißen Bus nach Downtown zu schaffen und von dort aus mit einem weißen Sammeltaxi (kann man auf dem Hishimiyah-Platz in Downtown aufgreifen) auf den Jabal Al-Qala'a, wo die historische Zitadelle von Amman beheimatet ist, hochzufahren.

Die Zitadelle liegt auf einem 850m hohen Hügel im nördlichen Amman. Der Zitadellenhügel war immer als religiöser, aber auch militärisch-strategischer Ort von Bedeutung. Errichtet wurden die meisten Bauten zu römischer,. byzantinischer und umayyadischer Zeit, wobei manche Funde bezüglich der Besiedlung des Hügels allerdings schon in die Bronzezeit datiert werden. Das Hauptgebäude ist der im Zentrum des Hügels liegende Umayyaden-Palast, der wohl im 8. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde und als Residenz des Gouverneurs der Provinz diente. Außerdem befindet sich auf dem Hügel noch ein Archäologisches Museum, wo diverse Ausgrabungsfunde aus verschiedenen Zeitaltern bewundert werden können.
Hauptattraktion ist aber eigentlich der gigantisch schöne Ausblick, den man von dort oben auf Amman hat. Alleine deswegen lohnt sich der Besuch. Eintrittspreise für das gesamte Gelände inkl. Museum sind mit 2JD für Touristen und 0,500JD für Einheimische und Leute mit Residence ID (wie ich zum Beispiel...hehe) auch durchaus erschwinglich.


 Übersichtsplan über den L-förmigen Zitadellenhügel

Erkennungszeichen der Zitadelle: Überreste des Herkules-Tempels aus der Römerzeit, der wohl den damaligen Herrschern Marcus Aurelius und Lucius Verus gewidmet war.

Zu dem Gelände dazugehörige Moschee aus der Ummayyaden-Zeit

Im Hintergrund sieht man, dass Amman garnicht so klein ist....

Blick nach Süden

 Blick nach Osten: das römische Theater. Es wurde 1957 freigelegt und restauriert und stammt ursprünglich wohl aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Das Schöne ist, dass dieses Theater heutzutage immer noch für Freilichveranstaltungen genutzt wird - wen wunderts, es hat ja auch ne prima Akkustik :) wie man sieht ist es auch nicht gerade klein...immerhin 44 Reihen für 6000 Leute...

 Blick nach Norden: der sogenannte Raghadan Flagpole ist der fünfthöchste freistehende Fahnenmast der Welt (126,8m). An ihm ist die Nationalflagge Jordaniens gehisst, die bei einer Größe von schlappen 1800m² (60m x 30m) munter im Wind weht. Seit 2003 kann man aus einer Entfernung von bis zu 20km die Flagge, die auf dem Gelände des königlichen Raghadan Palace steht bewundern (vorausgesetzt es ist mal nicht wieder ein Hügel in der Blickrichtung oder man befindet sich im dichten Häusergedränge, wo man ohnehin schon nur eine eingeschränkte Sicht nach oben hat.


 Blick nach Westen: deutlich zu sehen sind hier das Le Royal Hotel (halb links der beige runde Klotz) und die Jordan Gates (Mitte die beiden gleichaussehenden Türmchen - ähnlich den vergangenen NY Twin Towers)

Ach wat schön :) bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein lässt es sich doch aushalten...zu warm war es auch noch nicht...also alles bestens :) es lässt sich durchaus aushalten hier ;)

Donnerstag, 9. Juni 2011

Madaba & Berg Nebo

Am 07.05.2011 machte ich mich auf den Weg eine religiöse Stätte, die Bedeutung für das Christentum hat, aufzusuchen - so wie es sich für eine anständige "Godi" des wohl süßesten Neffen der Welt gehört :)
Meine Vermieterin bot mir an mit ihr und ihrem Besuch zusammen nach Madaba und auf den Berg Nebo zu fahren. Da konnte ich ja garnicht "nein" sagen...und so ging es los, zunächst zum Berg Nebo und dann nach Madaba.

Der "heilige Berg Nebo" ist heute von Madaba (südwestlich von Amman) aus durch eine kleine Richtung Westen führende Zufahrtstraße zu erreichen und prangt als Felsausläufer eines Plateaus bei einer Höhe von stolzen 808m über dem Jordantal. Nach christlichen Überlieferungen erreichte Moses diese Stelle als er aus Ägypten kommend nach Norden zog, nachdem er die 10 Gebote erhalten hatte. "Mose stieg aus den Steppen von Moab auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga gegenüber Jericho [...] Der Herr sagt zu ihm: Das ist das Land, dass ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe [...] Danach starb Mose, der Knecht des Herrn, dort in Moab, wie der Herr es bestimmt hatte." (aus der Bibel, 5. Buch Moses). Die Grabstätte Moses wurde bisher trotz unermüdlichen Suchens noch nicht gefunden.
Nachdem der biblische Hintergrund geklärt wäre nun endlich mal Bilder :)

Gedenkstein an Moses

Der Berg in seiner vollen Pracht. Wie zu erkennen ist, ist die Gedächtniskirche derzeit leider noch im Umbau...

...was dem atemberaubenden Ausblick von dort oben aufs Jordantal allerdings keinen Abbruch tut :) (der Blick gen Westen)
Hier (laut Beschreibung für Touristen genau hier) stand also damals der gute Mose und blickte auf das "Gelobte Land" (die heutigen Palästinensichen Gebiete die immer noch unter der Besatzung Israels stehen) - es ist davon auszugehen, dass damals der Blick noch etwas erbaulicher war, sprich man nicht auf ein dürres, ausgetrocknetes Land mit einem Jordan-Rinnsal guckte, sondern man ein reichhaltiges fruchbares Land mit einem reißenden Jordan-Fluss sah. Ich für meinen Teil wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen, wenn man mir dieses vertrocknete Sandland als das "Gelobte Land" angepriesen hätte...
Ganz links hinter den Bäumen kann man noch das Ufer des Toten Meers erkennen...

...alles weitere was man da so sieht, vorausgesetzt es ist nicht zu diesig, erklärt einem diese Tafel.

Der Blick gen Norden.

Das Tote Meer mal etwas genauer ran-gezoomt.

Nach dem wir uns ausreichend an diesem herrlichen Blick ergötzt hatten fuhren wir wieder die kleine Straße zurück nach Madaba. Madaba (ursprünglich "Madeba") ist eine christlich geprägte Stadt Jordaniens am sogenannten Königsweg. Dort, in der mit knapp 70.000 Einwohnern 5. größten Stadt Jordaniens, steht die St.Georgs-Kirche. Möchte man nun denken "ja schön, da steht 'ne Kirche", aber diese griechich-othodoxe Kirche beheimatet etwas besonders: das Madaba-Karte oder auch Palästina-Karte (wobei weitaus mehr als nur Palästina zu sehen ist) genannte Bodenmosaik, das ursprünglich aus 2,3 Millionen Steinchen zusammengesetzt war. Diese Karte ist die älteste im Original erhaltene Karte des "Heiligen Lands" und zeigt das gesamte Gebiet vom Nildelta im Süden bis zum Antilibanon im Norden, vom Mittelmeer im Westen bis zur Arabischen Wüste im Osten. Da die Darstellung sehr wirklichkeitsgetreu ist, ist es möglich die abgebildeten 150 Orte eindeutig zu identifizieren. Das Zentrum des Ganzen Mosaiks bildet natürlich Jerusalem, der damalige Nabel der Welt. Die Kirche selbst wurde erst 1898 sozusagen drumherum gebaut, wodurch das Mosaik leider schwer beschädigt wurde...
Ansonsten ist Madaba generell für seine Mosaike sehr bekannt. Zum Beispiel kann man im Archaeological Park diverse Mosaike aus verschiedenen Jahrhunderten betrachten (ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall). Außerdem gibt es in Madaba auch eine Mosaik-Schule (bietet sich ja durchaus an, bei der Mosaikreichen Historie dort), das Madaba Institute for Mosaic Arts & Restoration. Man kann diese Schule sogar besichtigen und den Studenten bei der Arbeit zugucken, nur leider waren wir am Wochenende da, so dass die Schule geschlossen war...
Hier nun ein paar ausgewählte Bilder...

Der Altarbereich der St-Georgs-Kirche. In der Wölbung hinter dem Schrain ist noch ein Deckengemälde. Dieses sieht man aber leider nicht wirklich, da es teilweise von dem Schrain verdeckt wird (und auf dem Bild auch noch der Kronleuchter davor hängt)

 
Eine Arbeit eines Studenten der Mosaik-Schule. Dieses Jesu-Portrait hängt in der St.Georgs-Kirche rechts vom Altar.

Übersichtsplan (derzeitige Stand, also das was den Kirchenbau mehr oder weniger unbeschädigt überstanden hat) über das berühmte Mosaik des "Heiligen Landes". Mit Nummern sind verschiedene erkennbare Bereiche gekennzeichnet wie bspw. Jerusalem, Totes Meer, Bethlehem oder Jericho. Schön zu erkennen ist auch, dass ein rechteckiger Ausschnitt komplett fehlt: da steht jetzt ein Stützpfeiler der Kirche...war wohl wichtiger....!!

Und so sieht das Mosaik dann in Echt aus...bzw. ein Teil davon. Ganz hab ich es leider nicht drauf bekommen, zumal auch noch mitten drin dieser Pfosten steht......

Die Touri-Shoppingmeile in Madaba: sieht sogar sauber und aufgeräumt aus (und am Bildrand kann man den Mülleimer aus dem vorheringen Blogeintrag noch erkennen...er trug aber nicht zur Sauberkeit der Straße bei - er war ja schließlich leer)...aber um die Illusion direkt wieder zu zerstören: diese Straße ist die einzige Straße Madabas die sauber ist...hier sind ja auch die Touristen...


Und zum Abschluss noch was zum Schmunzeln. Ich konnte mir natürlich nicht verkneifen den Werbeslogan zu überprüfen :) und der Eigentümer bestand den Test makellos...und das garnicht mal schlecht...sein Onkel lebt in Frankfurt...daher auch die Idee für den Namen...



So, das war mal wieder ganz schön viel Information auf einmal und dann auch noch so viel religiöses Zeugs...ich hoffe man hat sich nicht zu sehr gelangweilt...es kommen auch wieder spaßigere Beiträge. Versprochen! Bis dahin: genießt das Leben!